Meeressäuger und Indianer

Walkampf

Wieviel Lebertran braucht die Welt? Bei der Jahresversammlung der Internationalen Walfangkommission auf der Karibikinsel Grenada kam es vergangene Woche zu politischen Konflikten zwischen den verschiedenen Mitgliedsländern. Japan und Norwegen setzten sich dafür ein, manche Walarten von der Liste der bedrohten Arten zu streichen. Brasilien, Australien, England und Neuseeland hingegen wollen lieber die bestehenden Schutzzonen gegen den Walfang in den Gewässern um die Antarktis und im Indischen Ozean ausgedehnt sehen.

Die kürzlich erfolgte spektakuläre Erlegung eines Grauwals an der nordwestlichen Pazifikküste der USA durch traditionalistisch eingestellte Makah-Indianer (Jungle World, Nr. 22/99) gab der Diskussion erneut Auftrieb. Indigene Stämme aus Alaska, British Columbia, Sibirien, Nordjapan, der Südsee und der Karibik, die unter anderem im World Council of Whalers verteten sind, fordern weltweit eine "nachhaltige Bejagung" der Meeressäuger, um ihren durch staatliche Eingriffe, Marginalisierung und Alkohol angegriffenen Gesellschaften wieder neue Perspektiven zu geben.

Die großen Walfangnationen führen zur teilweisen Aufhebung des 1986 ausgerufenen Banns - der etwa die von Japan bejagten Minke- oder Zwergwale betrifft, aber durch die den einzelnen Ländern zugestandene Walfangquoten bereits eingeschränkt ist - auch das Argument an, daß durch die Zunahme der Walpopulationen eine Verknappung der Fischbestände eingetreten sei. Dies gefährde die Proteinversorgung der jeweiligen Bevölkerungen.

Im April 2000 findet in Nairobi ein Treffen der Cites zum Washingtoner Artenschutz-Abkommen statt. Bis dahin hofft Japan in seinem Bemühen, das allerdings von den USA wiederum sabotiert wird, die bisherigen Beschränkungen des Walfangs zu erodieren, einen Schritt weiter gekommen zu sein.

Ein kleiner Teilerfolg konnte auf Grenada mit dem Konferenzausschluß der kleinen Tierschutzgruppe Breach verzeichnet werden, die an Stelle der ungleich finanzkräftigeren Organisation von Greenpeace wegen einer "ungesetzlichen" Protestaktion gegen die Waljagd der Makah-Indianer geschaßt wurde. Breach-Aktivisten hatten sich in einem Büro der Kommission im britischen Cambridge angekettet. Greenpeace war zwar erst unlängst ähnlich vorgegangen - Aktivisten ketteten sich in Neukaledonien an ein japanisches Walfangschiff -, doch kann die Organisation ihren Beobachterstatus bei der Walfangkommission weiterhin behalten.

Die Makah-Indianer beklagen indes, Opfer verbaler rassistischer Angriffe von seiten nordamerikanischer Tierschützer geworden zu sein, deren Protest gegen die Tötung des Grauwals rabiate Züge angenommen hat. So war auf einem Transparent vor dem Eingang zum Reservat zu lesen: "Save the whales, kill a Makah."