Rot-Grün will mehr Fixerstuben

Kontrolle statt Liberalisierung

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Natürlich ist es zu begrüßen, daß die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Legalisierung sogenannter Gesundheits- oder Fixerräume vorgelegt hat. Und selbstverständlich ist es gut, wenn Junkies in streßfreier Atmosphäre und unter hygienischen Bedingungen ihren Schuß setzen können: Drücken ohne Druck sozusagen. Die enorme Nachfrage bei bestehenden Projekten wie in Hamburg beweist, daß diese Form der Hilfe gebraucht wird. Auch der Rückgang der mit Heroin zusammenhängenden Todesfälle in Städten mit Druckräumen spricht für deren Ausbau. Und natürlich ist auch die kontrollierte Abgabe von echtem Heroin, wie es die Regierung in einem Modellversuch plant, eine gute Sache. Reines Heroin ist weniger schädlich als die angebotenen Substitutionsmittel, außerdem hat es die erwünschte Rauschwirkung.

Man könnte also zufrieden zusammenfassen: Was Krieg, Atomkraft, Sparprogramm und Abschiebungen anbelangt, hat sich nichts geändert, aber zumindest in der Drogenpolitik hat es sich gelohnt, Rot-Grün zu wählen (falls das hier jemand getan haben sollte).

Doch was da als Liberalisierung der Drogenpolitik verkauft wird, ist in Wirklichkeit nur eine Umschichtung der Repression. Auf Drogenkonsumenten drischt die neue Regierung zwar nicht mehr mit der Moralkeule ein. Doch statt dessen wird nun der Konsum von Rauschmitteln zu einem Problem umgedeutet, dem sich Ärzte und Sozialarbeiter anzunehmen haben. Sowohl bei der Heroinabgabe als auch beim Konsum in Fixerstuben steht die Kontrolle im Vordergrund. Unter ärztlicher oder sozialarbeiterischer Aufsicht wird der Drogengebraucher zum Patienten und seine Sucht zur Krankheit erklärt.

Mit Liberalisierung hat das nichts zu tun. Das sieht man auch daran, daß bisher nichts unternommen wurde, die harmloseste Droge, das Genußmittel Cannabis, zu legalisieren. Wo Drogenkonsum nicht als Krankheit hingestellt, wo Konsumenten nicht als an die Hand zu nehmende Opfer stigmatisiert werden können, ist es mit dem vermeintlichen Liberalisierungsdrang der rot-grünen Drogenpolitiker eben nicht weit her.

Für die härteste Droge Heroin gilt: Alles ist gut, was denen, die aus der Suchtspirale nicht mehr herausfinden, hilft. Für die einen ist das die Substitution, für die anderen sind es Fixerräume, Entzugstherapien oder die Teilnahme an einem Modellprogramm zur kontrollierten Heroinabgabe.

Doch über diese immer auch repressiven Hilfsangebote hinaus muß es um die völlige Legalisierung von Heroin gehen. Schuld an der Verelendung der Konsumenten ist nicht der Stoff, sondern sein Verbot: Schließlich sind die unreinen Verschnitte, die auf der Straße angeboten werden, verantwortlich für tödliche Überdosen. Schwarzmarktpreise treiben die Konsumenten in Kriminalität und Obdachlosigkeit. Und die unhygienischen Bedingungen des illegalen Konsums führen zu tödlichen HIV-Infektionen. Nur wenn der reine, zwar stark abhängig machende, aber ansonsten eher ungefährliche Stoff legal und zu normalen Preisen gehandelt werden kann, wird Heroin wieder zu dem werden, was es einmal war - ein harmloser Hustensaft.