Was wäre, wenn ...

Nachdem der US-amerikanische Diedrich Diederichsen, Greil Marcus, vor einigen Wochen im Berliner Tagesspiegel darüber sinnierte, ob die Geschichte wohl anders gekommen wäre, wenn die Besucher des Festivals von Woodstock gewußt hätten, daß Charles Manson und seine Bande wenige Tage zuvor Sharon Tate ermordet und mit dem Blut "Helter Skelter" an die Wand geschmiert hatten, schlägt nun der deutsche Greil Marcus, Diedrich Diederichsen, in der Süddeutschen Zeitung zurück. Nicht nur Woodstock und die Morde, auch der Tod Adornos habe zum gleichen Zeitpunkt stattgefunden, knapp eine Woche zuvor nämlich. Und Adorno habe einem Event Platz gemacht, das es für einige Tage ermöglicht habe, das Richtige im Falschen zu tun, bevor Charles Manson als das Symbol eines zentralen Elements der Gegenkultur auftauchte: des Bösen nämlich. Und seit die Gegenkultur zusammengeklappt sei, würden diese Manson-Moleküle ungebunden durch die Gegend schwirren und Rechte zum falschen Leben im Falschen bringen.

Was wäre wohl gewesen, wenn Marcus gewußt hätte, daß Adorno vor dem Festival starb? Angesichts der Tatsache, daß Adorno Jahre zuvor auch einmal in Kalifornien lebte und sein "Holzhaus mit Doppelgarage" nur ein paar Straßenbiegungen von dem Tatort der Morde entfernt war, und angesichts Marcus' Hang, den Zufällen des Laufs der Historie nicht zu trauen, sondern quer durch Zeit und Raum überraschende Verbindungen zwischen den unterschiedlichsten Ereignissen zu ziehen, wäre zumindest die Geschichte von Greil Marcus im Tagesspiegel anders gekommen. O. J. Simpson wohnte übrigens auch in der Gegend.