Aus die Maus

"Elo g't L'tzebuergesch geschwat - do brauch jo keen eng Tradüktioun?" Das war Luxemburgisch. Eine "Minderheitensprache" wie viele andere in der Europäischen Union. Sie wird tatsächlich in den Gassen Luxemburgs gesprochen. Und sie kam auch schon in der linguistisch ambitionierten Sendung mit der Maus vor. Auf offiziellen EU-Treffen allerdings wurde sie bislang verschmäht.

Dabei gehört das reiche Luxemburg zu den sechs Gründerstaaten der Union. Doch das kleine Großherzogtum weiß, was sich gehört, wenn es um den Umgang mit seinen mächtigen KollegInnen geht: Als Luxemburg die EU-Präsidentschaft innehatte, wurde als Sprache die des Gastgeberlandes Französisch angegeben. Und somit darauf verzichtet, die MinisterInnen der 15 Mitgliedsstaaten mitsamt ihren Delegationen mit dem wenig bekannten L'tzebuergesch zu konfrontieren.

Doch nicht alle Kleinen der EU benehmen sich derart vorbildlich. Finnland zum Beispiel. Schon kurz nachdem der skandinavische Staat im Juli den Ratsvorsitz antrat, brach ein zünftiger Sprachenstreit unter den Mitgliedsstaaten aus.

Denn Finnland hatte eine alte linguistische Regel wieder in Kraft gesetzt: Verhandelt wird auf den Ministertreffen in der Sprache des Gastgeberlandes, als weitere Arbeitssprachen gelten - zumindest auf den sogenannten informellen Treffen - "nur" Französisch und Englisch. Es muß gespart werden, "nyt täytyy säästää". Das war Finnisch.

Obwohl Deutschland seit fast einem Jahr über ein politisches Oberhaupt verfügt, das der englischen Sprache mächtig ist, gab es sogleich heftige Proteste. Volle Gleichberechtigung der deutschen Sprache sei angesagt, hieß es da aus Bonn. Kulturminister Michael Naumann setzte noch eins drauf: Deutsch gelte als "Ursprache" Europas, meinte er und schritt zur Tat. Im Juli blieben deutsche und österreichische Delegationen den informellen Industrie- und Kulturministertreffen fern. "Wer in der EU am meisten zahlt, darf auch bestimmen." Das war Deutsch.

90 Millionen können nicht irren. So viele Menschen gibt es nämlich, die in der Union deutsch reden. Die allerdings wohnen den traditionell unter Ausschluß der Öffentlichkeit abgehaltenen EU-Treffen nicht bei. Zwei von 15 Delegationen können sich ruhig ein wenig anstrengen, meint der finnische Ratsvorsitz deshalb noch eine Weile hartnäckig. Versprach jedoch schon bald Besserung. Als Anfang September auch Joseph Fischer seine Außenminister-Freunde auf deutsch ansprach und auf dieser "alten EU-Tradition" bestand, wurde es anderen zu viel. Wenn die dürfen, wollen wir auch, "no excepci-n ninguna paia los alemanes". Das war Spanisch.

Die spanische und die italienische Delegation drohen jetzt mit einem Boykott, wenn nicht auch für sie Dolmetscherkabinen parat gestellt würden. Ob jetzt auch die LuxemburgerInnen mutiger werden? Und die Flamen, Bretonen, Basken oder gar die Bayern? In der EU schreibt seit dem 1. März 1998 die "Charta für Regional- und Minderheitensprachen" vor, daß solche Sprachen gefördert werden müssen.

Die Sendung mit der Maus hat solche Ideen längst umgesetzt. Da kommt auch schon mal Korsisch vor. Oder Esperanto, die Sprache der europäischen Hoffnung. Doch die spricht in reality nun wirklich niemand.