Tschechen und Tschetschenen

Gerade haben noch alle den Tschechen zum zehnjährigen Jubiläum ihrer sanft-samtenen Revolution gratuliert. Und schon wird der Jubel von der Kritik abgelöst: Der Regierung in Prag wird vorgeworfen, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Belgrad ist darüber verärgert, dass der tschechische Präsident Vaclav Havel Vertretern der serbischen Opposition die Teilnahme am OSZE-Gipfel in Istanbul ermöglicht hatte. Seit 1992 ist Jugoslawien aus der OSZE ausgeschlossen. Belgrads Botschafter in Prag, Djoko Stojicic, erklärte, Jugoslawien könne international nur durch gewählte Vertreter repräsentiert werden. Mindestens ebenso heftig protestierte Moskau gegen den Besuch des tschetschenischen Außenministers Ilijas Achmadow letzte Woche in der tschechischen Republik. Das Mitglied der von Russland nicht anerkannten Regierung Tschetscheniens traf mit einem Vertreter des Prager Außenministeriums zusammen und beschuldigte bei einem NGO-Treffen Russland des Völkermords. Das russische Außenministerium sprach von einem "feindlichen Verhalten" Tschechiens.