Saisonauftakt der Formel I

Formel Rheinland

»Genau genommen haben wir sogar fünf deutsche Fahrer in der Formel 1«, freuten sich die RTL-Reporter beim Saisonauftakt-Rennen in Melbourne, als zum ersten Mal das Safety Car eingesetzt wurde. Denn selbst das wird ab sofort vom Deutschen Mike Mailänder gelenkt.

Dass die F1 zur Formel Deutschland geworden ist - neben den meisten Fahrern verfügt man auch noch über die meisten Strecken und liefert die meisten Motoren - daran hatte man sich ja in den letzten Jahren schon gewöhnt. Aber mit so einem Mistrennen wie in Melbourne hatte man selbst als ausgewiesener Pessimist und Deutscher-Rennfahrer-Hasser nicht wirklich rechnen können.

Die McLarens versägten Schumacher I und seinen Teamkollegen Rubens Barrichello zwar gleich vom Start weg und setzten sich deutlich von den Ferraris ab, aber dann passierte es. Einfach so. Wumms, platzte zunächst der Motor von David Coulthard, kurz danach erwischte es auch das Arbeitsgerät von Mika Häkkinen, und schon lag Schumacher I wieder vorne. Elf Runden vor Schluss wurde der ziemlich langsame Ex-Weltmeister zwar von Barrichello mit einem sehr schönen Schlenker überholt, aber der Brasilianer wurde gleich darauf von Ferrari aus unerfindlichen Gründen - die aber auf keinen Fall mit solchen Sachen wie Stallregie, Schummi-muss-Weltmeister-werden oder Wettbewerbsverzerrung zu tun haben, wie man unermüdlich versicherte - in die Box geholt, wo so lange an seinem Wagen herumgeschraubt wurde, bis der Deutsche einen genügend großen Vorsprung herausgefahren hatte.

Schumacher I vor Barrichello und Schumacher II lautete schließlich das Endresultat, über das man auch noch froh sein musste, denn es hätte schließlich noch weit schlimmer kommen können. Zwei Kerpener vor einem Mönchengladbacher z.B., oder sogar zwei Kerpener vor zwei Gladbachern hätte es am Ende sogar heißen können, wenn sich »Quick Nick« Heidfeld bei seinem Debüt nicht ganz so dusselig angestellt und Heinz-Harald Frentzen nicht sein Getriebe kaputt gefahren hätte. Kerpen 2, Gladbach 0 - so sehen heutzutage Formel 1-Ergebnisse aus, über die man sich schon freuen muss.

Auch weil bei noch mehr in Melbourne erfolgreichen Deutschen die Pressekonferenz nach dem Rennen nur noch für die Freunde des rheinischen Idioms zu ertragen gewesen wäre. Die Formel Rheinland spricht nämlich derart hartnäckig den drittschlimmsten deutschen Dialekt, dass man sie so lange nachsitzen lassen möchte, bis sie so einfache Sachen wie mit dem »sch« und dem »ch« kapiert haben.

Aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig, vielleicht halten die McLarens ja demnächst mal ganze Rennen durch, platzt Frentzens Motor demnächst schon beim Start, lässt sich Barrichello von Boxenbefehlen nicht einfach vom Siegen abhalten, fährt Schumacher I mal wieder geradeaus in die Kurve, steigt Eddie Irvine ein wenig entschlossener aufs Gaspedal, knallt Schumacher II sich, seinen Bruder und vielleicht auch noch Heidfeld aus dem Rennen und versucht Jacques Villeneuve einfach mal wieder zu gewinnen.

Denn so kann das nicht weitergehen.