Pentagon-Einsatz bei CNN

Psy Ops senden mit

In Kriegs- und Krisenzeiten hängen Amerikaner noch länger als sonst vor dem Nachrichtensender CNN. Rund um die Uhr verkündet der Kabel-Gigant aus Atlanta dann das Gebot der Stunde. Denn nichts kann CNN besser, als dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, er werde gut informiert. Das Vertrauen könnte selbst bei der eingeschworenen CNN-Gemeinde brüchig werden, wenn stimmt, was im Washingtoner Newsletter Counterpunch zu lesen war. Im Kosovo-Krieg, heißt es da, habe Pentagon-Personal bei CNN gearbeitet. Die Propaganda-Spezialisten der US-amerikanischen Armee - aus der »Psychological Operations»-Abteilung in Fort Braggs, North Carolina - sollen wie reguläre Redakteure in der Nachrichtenabteilung des Senders beschäftigt gewesen sein.

Counterpunch, ein alle zwei Wochen erscheinender, gut recherchierter, investigativer Newsletter, hat seine Informationen aus der holländischen Tageszeitung Trouw. Dort wurde schon Ende Februar ausführlich über die militärisch-journalistische Kooperation berichtet. Das Pentagon habe kein Geheimnis aus der Sache gemacht, hieß es dort. Trouw zitierte Major Thomas Collins, einen Sprecher des Informationsdienstes der US Army, der den Einsatz von Propaganda-Spezialisten in der Redaktion des größten Nachrichtensenders der Welt als ganz normalen Teil eines langjährigen Trainingsprogramms beschrieb. »Training with Industry« heiße das Programm, in dessen Rahmen eine Handvoll Psy Ops - Psychological Operations Personal - im CNN-Hauptquartier gearbeitet habe: »Man kann davon ausgehen, dass sie bei Kosovo-Geschichten und bei der Nachrichtenproduktion geholfen haben. Sie blieben ein paar Wochen, um den Betrieb kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern.«

Bei CNN scheint vom Psy-Ops-Einsatz aber nicht jeder gewusst zu haben. Als Trouw die Pressestelle des Senders um Informationen bat, ließ man sie abblitzen. Auf Anfrage von Counterpunch gab CNN allerdings widerwillig zu, eine Handvoll Psy Ops beschäftigt zu haben, schreibt der Newsletter. Mitgearbeitet hätten sie allerdings erst ab 7. Juni des vergangenen Jahres, in der letzten Woche des Kosovo-Krieges. CNN habe die fünf Kommunikations-Spezialisten als Praktikanten deklariert und zwei von ihnen beim Fernsehen beschäftigt, zwei bei den Radio-Nachrichten und einen im Satellitenbüro. Laut CNN soll die Zusammenarbeit jedoch vor kurzem eingestellt worden sein.

Das ist jedoch unwahrscheinlich, denn Counterpunch berichtet noch eine andere Geschichte, die eher auf die Ausweitung solcher Kooperationen zwischen Medien und Militär hindeutet. In der am 17. Februar erschienenen Ausgabe des französischen Newsletter French Intelligence wird über ein Symposium des Pentagon berichtet, das sich vorrangig mit der Zusammenarbeit zwischen Militär und Medien beschäftigt. Colonel Christopher St. John, der Kommandeur der rund 1 2oo Mann starken Truppe für Psychological Operations, soll eine engere Kooperation zwischen Streitkräften und den amerikanischen Medienkonzernen angeregt haben - mit dem Verweis auf die gelungene Partnerschaft mit CNN.