Sepp Herbergers Forderung, elf Freunde hätten auf dem Rasen miteinander zu kicken, ist heute natürlich längst ein Anachronismus. Nach dem sich ein Fußballmagazin benannt hat, dessen zweite Ausgabe pünktlich zum Saisonstart erschienen ist.
Wer allerdings Interviews mit Nationalspielern, Tabellen, Ergebnisse und Transferlisten sucht, sollte weiterhin die Tageszeitungen, den Kicker oder die SportBild zu Rate ziehen. Die beiden Herausgeber, Reinaldo Coddou und Philipp Köster, haben ihre sportjournalistischen Meriten während der letzten Jahre nämlich beim Arminenfanzine Um halb vier ... erworben.
Die Themenauswahl ist außergewöhnlich vielfältig. In Ausgabe eins macht man einen Streifzug durch »die schöne, neue Stadionwelt«, erfährt in einem Testbericht alles über die Giftigkeit von Bundesligatrikots, liest alles über die endlosen Leiden eines F95-Fans, und am Ende gibt es noch eine Kolumne von »Günther Hetzer«, in der er das Geheimnis seiner Frisur lüftet.
Und endlich widmet sich auch mal jemand diesen sensationellen Sportarten, mit denen uns das DSF die verregneten Nachmittage versüßt. In der ersten Nummer wird die »Lumber Jack World Series« vorgestellt. Eine Hand voll stiernackiger Amerikaner muss Geschick und Können mit diversen Sägen und Äxten unter Beweis stellen. Ziel des Wettkampfes: schneller als die anderen einen Baumstamm zu durchtrennen.
Die aktuelle Ausgabe widmet zehn Seiten der EM 2000, zwei Seiten der Fortuna aus Köln und, ganz wichtig, zwei dem Werfen von Gegenständen aufs Spielfeld - kann man ja immer mal brauchen. Das Aussterben des Vokuhila wird betrauert (ein Fall für den Artenschutz), »Günther Hetzer« meldet sich wieder zu Wort,
wir erhalten zehn essenzielle Tipps für Deutschlands beliebtesten Kneipensport (Tischfußball) - und diverse Reviews (Bücher, Platten) gibt's als Service, wie schon in der ersten Ausgabe, obendrein.
Das Layout wirkt sehr elegant, was sich aber vor allem darauf zurückzuführen lasst, dass das Anzeigenaufkommen bisher eher mau ist. Schön für den Leser und die Leserin. Denn welches Sportmagazin kann man heute noch durchblättern, ohne permanent von irgendwelchen Brauereien, Sportkanälen, Duschgelherstellern und dergleichen belästigt zu werden?
Elf Freunde erscheint alle zwei Monate, kostet 5 DM am Kiosk, im Fanshop oder unter reinaldo@11freunde.de
