Streit um Fußball-Rechte

Lob für Leo

Unfassbares, Katastrophales und echt Schockierendes hat sich zugetragen. Der böse Leo Kirch, ein hundsgemeiner und schon richtig ekelhaft ausschauender Mediengigant, gar -zar, ach was, -mogul, ein, ja, das muss er sich gefallen lassen, Kapitalist, hat nicht nur vor Jahren die Fernsehrechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gekauft, sondern, pfui, sie heuer auch nicht an die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF weiterverkauft.

Das heißt: Das Finale um die Fußball-WM wird nicht von Bela Rety (ZDF) und auch nicht von Gerd Rubenbauer (ARD) kommentiert. Die Kirch-Gruppe hat die weltweiten Übertragungsrechte für die Weltmeisterschaften vom Fußballweltverband Fifa für 1,7 Milliarden Mark erworben und geht gegenwärtig daran, sie mal national, mal kontinental gebündelt weiterzuverkaufen, um Profit, ja, Reibach zu machen.

ARD und ZDF wollten die Spiele unbedingt übertragen. Also haben sie fleißig verhandelt, und weil sie, zumindest, wenn sie gemeinsam antreten, immer noch nicht ganz bedeutungslos sind, durften sie auch als Erste im Verhandlungszimmer der Kirch-Gruppe Platz nehmen. Nun sind die Verhandlungen gescheitert und die Öffentlich-Rechtlichen ausgesperrt.

Dieses Gefühl ist ARD und ZDF schon von der Fußball-Bundesliga (Sat.1), der Zweiten Liga (DSF) und der Champions League (RTL) bekannt. Nichts Spektakuläres also, aber Grund genug, sich mal so richtig aufzuregen. »Es geht hier doch nicht um irgendwelche Fußball-Vereine, wie in der Champions-League«, schreibt beispielsweise ein taz-Leser im Internet-Forum seiner Zeitung, das kein schlechter Seismograph dafür ist, welche Torheiten in der hiesigen Linken gerade wieder mehrheitsfähig werden, »das sind National-Mannschaften, die da spielen. Und die werden mit Steuergeldern finanziert«.

Denn wo Steuergelder, Fernsehgebühren oder andere Leistungen, die ordentliche Deutsche gerne freiwillig erbringen, verlangt werden, kann nur Gutes drin sein. Aus irgendeinem Grund gelten Fernsehsender, die nach 20 Uhr Werbung zeigen, dafür aber keine Gebühren verlangen, als schlecht, kommerziell und kapitalistisch. Während Fernsehsender, die nur bis 20 Uhr Werbung zeigen, dafür aber Gebühren verlangen, als gut, kritisch und kompetent gelten. Fernsehsender jedoch, die nur Gebühren nehmen, aber keine Werbung zeigen, vulgo: Pay-TV, gehören hingegen wieder zur ersten Kategorie.

In der Fußball-Bundesliga, die auch der Kirch-Gruppe gehört, hat Sat.1 die meisten Rechte, aber nicht mehr die alleinigen. Ein Spiel findet immer samstagabends um 20.15 Uhr statt. Dagegen richtet sich der Protest vieler Fans, der sich gerade, koordiniert in der Kampagne Pro 15.30, artikuliert. Dieses Samstagabend-Spiel heißt in Medien-Kreisen korrekt ZDF-Spiel, denn die Exklusivrechte, die Bilder dieser Partie zu zeigen, liegen beim ZDF-Sportstudio nach 22 Uhr. So sieht also der öffentlich-rechtliche Versuch aus, den Fußball möglichst kompetent zu betreuen. Und jetzt wird die Kirch-Gruppe wegen ihrer WM-Rechte mit Sat.1, das letztlich ihr gehört und das dank »ran« eine große Fußballredaktion besitzt, und mit RTL, das dank der Champions League auch über viele Fußball-Experten in Redakteursposition verfügt, verhandeln.

Das Ergebnis ist für Fußballfans unfassbar, schlicht nicht zu glauben, schlimm, katastrophal und schockierend. Statt Bela Rety und Gerd Rubenbauer könnte vielleicht Marcel Reif am Mikrophon hocken.