Polizeimagazin contact

Holter die Polter

Großes Interesse dürften Jungle World-Konsumenten an den Castor-Transporten haben. Vielleicht sind sie schon einmal selbst dabei gewesen. Was man oft vergisst: Auch andere sind von den strahlenden Containern betroffen. Sie heißen Polizisten und sollen die rollende Atomkraft gegen Unbill schützen.

In der aktuellen Ausgabe von contact, der Zeitschrift der Jungen Gruppe in der Gewerkschaft der Polizei (GdP), berichtet Uniformträger A.E., wie er den letzten Transport nach Gorleben erlebt hat. »Wasserwerfer und Sonderwagen auf der Autobahn - das macht schon was her! Holter die Polter sitze ich hinten im Sonderwagen. Aus Erfahrung vergangener Einsätze wissen wir, wie eine Unterkunft bei einem solchen Großeinsatz sein kann«, unkt der junge Staatsdiener.

Nicht zu Unrecht: Während die jungen Beamten ihre Fitness hergeben, um ungeliebte Mitbürger vors Maul zu hauen bzw. auch mal »Holter die Polter im Sonderwagen« unterzubringen, scheinen sich ihre Dienstherren einen Dreck um sie zu kümmern. Ein in Winsen an der Luhe internierter Polizist z.B. war gezwungen, sich in einer ekligen Duschanlage zu waschen. Ergebnis: Legionelleninfektion. »Skandalös«, meint der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg.

Der Einsatz war also nicht ohne, und man ahnt, mit welcher Einstellung die Jungs und Mädels nach Berlin zum 1. Mai kamen. Freiberg: »Ein für die Polizeikräfte dermaßen belastender und von menschenunwürdigen Umständen begleiteter Einsatz wie die Sicherung des Castor-Transports darf sich nicht wiederholen.« Es sei nicht länger hinzunehmen, dass Polizisten nach 20stündigem Dienst, bei dem sie »beleidigt, angespuckt oder körperlich angegriffen« wurden, in unzumutbare Unterkünfte gepfercht würden. Man sollte gerade auch in der Linken - schon zum Selbstschutz! - für eine Verbesserung der Polizistenhaltung sein!

A.E hat diesmal Glück gehabt. »Beim Eintreffen in der stillgelegten Kaserne der Bundeswehr in Dedelstorf schwant uns Böses. Doch wir werden überrascht: Diese Logis war akzeptabel und die Verpflegung auch besser, als wir dachten.« Ganz traut er sich aber selber nicht: »Oder sind wir so wenig verwöhnt?«

Ansichten: »Einsatz. Aufregend ist es schon. Immerhin war ich das erste Mal im Erkundungsbergwerk Gorleben. Eine riesige Anlage mit C-Rohren an ihren Mauern, besser gesichert als eine UN-Kaserne in hart umkämpften Gebieten des ehemaligen Jugoslawien.«

Zum Glück gibt es im Kampfgebiet auch immer Zeit zum Flachsen. »Ein Kollege sagt mir, dass auch er nicht weiß, ob diese Transporte sicher sind. Aber er möchte seinem Dienstherren trauen. Ich wünsche ihm, dass er nicht enttäuscht wird. Denn sicher ist nur 'Safer Sex'.«

Bumsen - keine schlechte Alternative zur Castor-Bewachung. Ganz schön clever, unser A.E. Dann ist die schöne Reise zu Ende. »Ein Polizist ruft über Lautsprecher den wenigen Demonstranten zu: 'Jetzt haben wir euch aber ein Schnippchen geschlagen, was?'«

So viel Optimismus, trotz Legionellen, Scheißfraß und Demonstrantenrotze. Ob das Schnippchen aber nicht etwas Holter die Polter war, das sich Schilys willige Helfer in Gorleben so ergatterten? Immerhin: Berichten zufolge kamen die Protestierer auch nicht zum Ficken.