Die Schlüsseltechnologie der Kontrollgesellschaft

Angst essen Seele auf

Nie war sie so wertvoll wie nach dem 11. September: Angst ist die Schlüsseltechnologie der Kontrollgesellschaft.

Die gewisse Vieldeutigkeit und Unbestimmtheit im Gebrauche des Wortes 'Angst' wird Ihnen nicht entgangen sein.« Soviel Aufmerksamkeit für die Komplexität des Gegenstands setzte Sigmund Freud bei den Wiener HörerInnen seiner Vorlesungen zur Einführung der Psychoanalyse schon voraus. Eine Aufmerksamkeit, von der die Bild-Zeitung am 18. Oktober bei ihren LeserInnen nicht auszugehen schien. Die Schlagzeile lautete schlicht: »Angst!« Mehr musste nicht gesagt werden. Angst - da weiß jeder, was gemeint ist. »Kapitol in Washington verseucht« und »sehr starke Bakterien«. Angst - »drei von vier Deutschen« haben sie. Angst, das ist Konsens.

Nach dem Attentat vom 11. September brach einmal mehr die Saison der fear mongers, der Angsthändler an. Als Krisenprofiteure standen die massenmedial operierenden Makler der Furcht bereit, um nach der Katastrophe die Mobilmachung der Seelen zu organisieren. In solchen Momenten wird die individuelle Angst enteignet. Angst denunziert den singulären Affekt.

Panikfernsehen, Boulevardblätter, aber auch »seriöse« Nachrichtenmagazine wie Time verbreiteten die Botschaft. »How Real Is the Threat?« (8. Oktober) wird gefragt, vom »Fear Factor« (22. Oktober) gemunkelt. Kein Kalenderspruch wird häufiger zitiert als Franklin D. Roosevelts »we have nothing to fear but fear itself« aus der Zeit der Großen Depression. Dazu: Angstembleme wie Gasmasken und aufgerissene Briefumschläge sowie das bedingt vertrauenswürdige Versprechen, nunmehr »Wirklichkeit« von »Gerücht« zu scheiden. Dabei ist doch längst klar, dass the real und the imagined eine feste Einheit bilden. Ähnlich fest wie die Einheit von systematisch geschürter Milzbrand-/Bioterror-Hysterie und der New York Post-Schlagzeile »Weichlinge!«, die sich an die Adresse der Kongressabgeordneten richtete, nachdem diese das US-Repräsentantenhaus nach einem Anthrax-Alarm geräumt hatten.

So produziert das Krisen-Infotainment Angst und straft zugleich Zeichen der Verängstigung ab. Es verlangt laut nach »Sicherheit« und verbreitet permanent verunsichernde breaking news. Dass die terroristische Bedrohung - zumal der amerikanischen Zivilbevölkerung - sehr konkret ist, kann nach den Anschlägen in New York und Washington und den ersten Lungenmilzbrand-Toten niemand anzweifeln. Trotzdem ist der politisch-mediale Umgang mit den Vorfällen und den Spekulationen seit dem 11. September ein Musterbeispiel für die Logik einer Gesellschaft der Kontrolle, in der Angst zu einer Schlüsseltechnologie der Macht geworden ist.

Im Schatten der »Globalisierung der Angst« (Spiegel Online) kämpfen verunsicherte Staatsapparate um ihr Selbstbild, um ihre Identität. So jedenfalls könnte man reden, folgte man dem flächendeckenden therapeutischen Diskurs, der die USA und ihre Verbündeten als »Gesellschaften« und »Nationen« viktimisiert; einem Diskurs, der das »Trauma« aus der Zone der Individualpsychologie in die Sphäre national-kollektiver Neurosen und Traumatisierungen entführt, um dort Bindekräfte und Volkskörperenergien zu mobilisieren: »Die Inszenierung des kollektiven Traumas hilft dabei, sozial auseinanderfallende Bevölkerungen zumindest für eine gewisse Zeit zu integrieren und zu mobilisieren«, schreibt Mark Terkessidis in der taz über die ideologische Funktion der Psychologisierung der Anschläge und deren Folgen.

Das fear mongering individualisiert Gesellschaft, Staat und Nation zu beseelten, traumatisierten Gemeinschaftskörpern. Auch der Markt und die Börse sind seit langem reine Psychologie, sensible, überreizte Geschöpfe, von denen keine rationalen Reaktionen zu erwarten sind. Metaphern der Verletzung und Verwundung machen die Stadt New York ebenso wie das Land USA zu Patienten, zurichtbar in psychologischen und medizinischen Kategorien, die hier zu Kampfbegriffen werden und jene dynamisch-politische Funktion eingebüßt haben, die sie etwa beim späten Freud in Abgrenzung vom statischen sozialwissenschaftlichen Denken ausübten. So kursieren einerseits individualisierende Bilder der Gesellschaft, während sich andererseits die individuellen Seelen im Miasma der vereinheitlichten Psyche des allgemeinen Individuellen auflösen. Das Spezifische der individuellen Angst verliert sich in den Produktionen einer kollektiven Angst.

Die öffentliche Traumaproduktion verschleiert den Blick auf die historischen und geopolitischen Zusammenhänge. Außerdem befördert sie eine ethnozentrische Perspektive. Sie reserviert das Vorrecht der Traumatisierbarkeit für diejenigen, die diese Perspektive einnehmen können (was auch damit zu tun haben mag, dass das Traumakonzept an eine psychoanalytische Tradition geknüpft ist, die nicht überall auf der Welt gleichermaßen Geltung für sich beanspruchen kann); auch die Angst ist nicht nur eine Machttechnologie der westlichen Therapiegesellschaften, sondern zudem ein gewissermaßen exklusiver Besitz, der ungern mit anderen geteilt wird. Die Terroranschläge vom 11. September und das fortwährende paranoide Klima haben dazu geführt, die Angstkultur der westlichen Gesellschaften gegenüber der angstlosen Barbarei aufzuwerten (die Frage nach »Mut« oder »Feigheit« der Attentäter spielte in den Diskussionen eine wichtige Rolle). Angst wird zur Ressource, über die zu verfügen unfehlbar auf Zivilisiertheit verweist.

In Zeiten der Angstkonjunktur werden dabei die heterogensten Emotionen und Stimmungen zum Special-Affekt »Angst« verschmolzen. Angst ist das universelle Psychomilieu, der einigende Stimulus der Allianz gegen den Terror. Angst ist auch ein erster Effekt der Kriegslogik, von der die zivile Bevölkerung erfasst wird. Und sie, die Bevölkerung, bildet ja den eigentlichen Bezugspunkt aller Kriegshandlungen der Gegenwart. Nicht nur im ehemaligen Jugoslawien, im Nahen Osten, in Kolumbien oder in Afghanistan wird die Zivilbevölkerung systematisch in die Kriege hineingezogen. Auf einer anderen Ebene, mit anderer Intensität und anderen Mitteln, aber nicht weniger zielgerichtet, werden auch Kriege gegen die Bevölkerungen der USA oder Westeuropas geführt - und zwar sowohl von Terrorkommandos, als auch von den ökonomischen und politischen Kräften dieser Gesellschaften.

Diese Kriege gegen die eigene Bevölkerung haben im Laufe der Zeit verschiedene Formen angenommen. Sie zielen auf die Disziplinierung individueller Körper und auf die Regulierung der Populationen, auf Unterwerfung unter die Norm bestimmter Subjekttypen und auf biopolitische Selektionen. Aggressive und Low-level-Überwachungsszenarien entstehen. Eine rassistische Ordnung unter den Bedingungen der Globalisierung von Migration wird staatlich festgeschrieben. Ausgrenzung, Kriminalisierung, Wegsperrung und Abschiebung der »gefährlichen Klassen« werden praktiziert. Eine Sozialpolitik rastet ein (bzw. aus), die immer asymmetrischer angelegte Dominanzverhältnisse schafft.

Dazu zirkulieren angstbesetzte Kollektivsymbole: die Fluten der Anderen, die Kurvenlandschaften der Kriminalitätsstatistiken, zähnefletschende Kampfhunde, brutale Schulkinder. Das »Böse«, es kommt aus der Mitte der Gesellschaft und streunt frei herum in der Welt. Die »Masse«, schrieb Elias Canetti 1960, ist so »etwas wie eine belagerte Festung, aber auf eine doppelte Weise belagert: Sie hat den Feind vor den Mauern, und sie hat den Feind im Keller«. Mit gewissen Modifikationen (der Begriff der »Masse« etwa hat sich überlebt) ist diese Paranoia-Konstellation auch heute noch anzutreffen. Das Bild der »Sleeper« fasziniert auch deshalb so wirksam, weil sie sowohl unsichtbar sind als auch aus Gründen handeln, die schwer nachvollziehbar scheinen.

Im Namen der Angst begehrt die »zivilisierte Welt« gegen ihre barbarischen Feinde im Inneren und im Äußeren auf. Der Befund »Angst« erlaubt es, politische Maßnahmen zu treffen, die in Zuständen kollektivpsychologischer Entspannung nicht zu rechtfertigen wären. Sogar in der FAZ (vom 17. Oktober) konnte man lesen: »In einem solchen Klima der Besorgnis vergrößert sich der Spielraum der Politik für rasche und einschneidende Maßnahmen. In Phasen der Beunruhigung entfallen Vorbehalte und abwägende Diskussionen über Nutzen und Risiken verschiedener Optionen weitgehend.« Angst mag, wie das Sprichwort sagt, eine schlechte Ratgeberin sein. Als politisches Instrument ist sie allemal nützlich.

Aber was weiß man eigentlich wirklich über Angst, abgesehen von Umfragen und davon, dass die Nachfrage nach angsthemmenden Psychopharmaka seit langem kontinuierlich anwächst (und nach dem 11. September nochmals sprunghaft gestiegen ist)?

Gegen die grassierende Vereindeutigung und Verallgemeinerung des Begriffs muss an seine »Vieldeutigkeit und Unbestimmtheit« erinnert werden, von der Freud in seiner 24. Vorlesung sprach. Sie war dem Thema »Angst« gewidmet. Im Kriegsjahr 1917 vermied es Freud, Angst als ein Phänomen zu behandeln, das sich unter den spezifischen Bedingungen des Ersten Weltkriegs verändert hat. Vielmehr entwickelte er an diesem Punkt seiner Theorie eine grundsätzliche Typologie, die zwischen Angstneurosen und Phobien unterscheidet. Die einen hängen sich an »jeden irgendwie passenden Vorstellungsinhalt«, die anderen sind psychisch an bestimmte Objekte und Situationen gebunden, stellen somit eine »Realangst« dar.

Angst wird als ein Ensemble von Affekten bestimmt, die durch den Niederschlag eines Erlebnisses aus der Vorgeschichte des Individuums oder durch libido-ökonomische Engpässe gekennzeichnet sein können. Obwohl sich Freud auch jeglicher Spekulation über Kollektivängste enthielt, korrespondiert seine Charakterisierung der »neurotischen Angst« als einer frei flottierenden »Erwartungsangst« und »allgemeinen Ängstlichkeit« des Individuums strukturell mit den Dispositionen von Menschen, die in Welten leben, die man als Angstmilieus bezeichnen kann - sei es dort, wo sich Gesellschaften kriegsbedingt im Ausnahmezustand befinden, sei es dort, wo Gesellschaften aus anderen Gründen auf eine fortwährende Produktion von Angst und verängstigten Subjekten zielen.

Eine prächtige Darstellung der populären Produktion von Angstmilieus nach dem Ende des Kalten Kriegs veröffentlichte vor knapp zehn Jahren der amerikanische Theoretiker Brian Massumi. Sein Essay »Everywhere You Want to Be: Introduction to Fear« erschien in dem von ihm selbst herausgegebenen Reader »The Politics of Everyday Fear« (University of Minnesota Press, 1993, dort auch ein ebenfalls interessantes »Preface«) und (in einer etwas abweichenden Version) als Übersetzung in dem Band »Karten zu Tausend Plateaus« (hg. von Clemens-Carl Härle, Merve 1993). Inzwischen ist »Everywhere« vielfach im Netz zu finden (z.B. unter www.anu.edu.au/HRC/ first_and_last/links/massumi_works.htm).

Massumi nimmt auf Freuds Theorie der Angstneurose keinen direkten Bezug. Doch trifft sich Freuds Sprachbild einer »allgemeinen Ängstlichkeit« mit Massumis Beobachtung einer »ambienten Angst«, einer Atmosphäre gewordenen Furcht von niedriger Intensität, aber großer Kontinuität. Der soziale Raum Amerikas sei »gesättigt« mit den Mechanismen der Angstproduktion, schreibt Massumi, und er fragt: »Welcher Aspekt des Lebens, vom einzigartigsten bis zum trivialsten, ist nicht zu einem Arbeitsplatz in der Massenproduktion von Angst geworden?«

Es gibt zum einen jene Angst, die gleichsam naturalisiert worden ist und so Teil der Umwelt geworden ist wie kontaminierte Luft zum Atmen. Zum anderen werden von Fall zu Fall die »großen Symphonien kollektiver Hysterie, Panik und nationaler Paranoia« aufgeführt. Im Auf und Ab dieser Konjunkturen »sind wir unsere Angst geworden«. Wir können unser Selbst nicht mehr von der Angst ablösen.

Massumi definiert Angst als eine »objektive Bedingung« von Subjektivität in Folge der einschüchternd-bedrohlichen Erfahrung von kapitalistischer Macht. Die »politische Ontologie« der Angst, die er projektiert, will keine Anthropologie sein. Es geht nicht darum, transhistorische Konstanten der Mensch-Angst-Beziehung zu behaupten. Im Gegenteil, es soll auf die Brüche innerhalb des Funktionierens und der Funktionen von Angst verwiesen werden.

Einen solchen historisch-epistemischen Bruch stellt der Zweite Weltkrieg und das anschließende Einsetzen des Kalten Kriegs dar. Angst wurde in der zivilen Gesellschaft verankert. Noch im entlegensten Suburb einer Kleinstadt im mittleren amerikanischen Westen hatte die Hausfrau darauf zu achten, dass alle Maßnahmen für den nuklearen Ernstfall ergriffen worden waren. »Angst« war ein Ideologem par excellence. In den fünfziger Jahren wurde sie nicht nur von oben verordnet, sondern machte zugleich von unten als »(German) Angst«, als »malaise« oder als »Ekel« im internationalen Beatnik- und Existenzialismus-Underground Furore. Sie popularisierte nicht nur die festungsähnlich formierte Kleinfamilie, sondern auch Subjektpositionen wie jene von Binx, des an einer gottlosen Welt erkrankten Protagonisten aus Walker Percys Roman »The Moviegoer«.

Die Kultur der Paranoia griff dann, politisch und popkulturell verschoben, in den sechziger und siebziger Jahren noch einmal um sich. Kennedy-Attentat, Watergate, Nixons »madman theory« von der unberechenbaren Supermacht, Verschwörungstheorien, Flugzeugentführungen, palästinensischer Terrorismus, RAF, neue Überwachungstechniken, aber auch, auf anderer Ebene, die Dekonstruktion des Blickregimes des klassischen Kinos bei einem Regisseur wie Rainer Werner Fassbinder, der die Zuschauer mit ihrer eigenen, von Angst aufgegessenen Seele bekannt macht.

Der nächste große epistemische Bruch in der Sozialgeschichte der Angst ereignet sich dann mit dem Ende des Kalten Krieges. Aus einem »politisch codierten« Krieg gingen die westlichen Gesellschaften nach dem Zusammenbruch der bipolaren Weltordnung in einen »Zustand generalisierter Abschreckung gegen einen Feind ohne Eigenschaften« über, wie Massumi schreibt. »Zu jeder Zeit und an jedem Punkt im sozialen und geografischen Raum droht ein gesichtsloser Gegner aufzutauchen. Vom Wohlfahrtsstaat zum Kriegsstaat: Wir befinden uns in einem permanenten Notstand gegen eine vielfältige Bedrohung sowohl in uns wie von draußen.«

Diese These hat einiges für sich, obwohl sie das Phänomen der »allgemeinen Ängstlichkeit« (Freud) stärker historisieren könnte und die Herstellung neuer, »politisch codierter« Frontlinien, der die Produktion von neuen Feindbildern des Westens (Gaddafi, Milosevic, Schurkenstaaten, Islamismus, China usw.) in den neunziger Jahren gewidmet war, etwas unterbelichtet lässt. Die These ist trotzdem gut, weil sie Angst als Machttechnik des Kapitalismus definiert, als einen »Angstraum«, in dem die Individuen zu krisenanfälligen, verwundbaren, nervösen, unsicheren und damit beherrschbaren Subjekten geformt werden, die ständigen Appellen an Überlegenheit, Stärke, Kraft usw. ausgesetzt sind.

Der Ansatzpunkt dieser »Technologien der Angst« ist die Materialität des Körpers und seiner Praktiken selbst. In diese Materialität werden Gewohnheiten, Einstellungen und Gefühle eingetragen, es wird kapitalistische Subjektivität produziert, in historisch ungekanntem Ausmaß auch medizinisch behandelt (Techniken, über die die »Anderen« nicht in gleicher Weise verfügen, weshalb sie zu anderen, z.B. religiös-ideologischen, Verpanzerungen greifen). Politische, ökonomische, wissenschaftliche und kulturelle Praktiken halten die Bürger der westlichen Gesellschaften »im Status des Opfers«, wie es der französische Psychoanalytiker Alain Ehrenberg 1995 in seiner Theorie des »unsicheren Individuums« formuliert. »Ambient fear« (Massumi) durchzieht die »ambiance depressive« (Ehrenberg).

Diese Depression der westlichen Prozac-Nations und Narko-Regimes resultiert laut Ehrenberg aus der systematischen Überforderung des Individuums durch seine psychische Befreiung bei gleichzeitigen sozialen Ansprüchen an Souveränität und grenzenloser Persönlichkeitsentfaltung. Und vor dieser doppelten Überforderung erscheint auch jenes »Testament der Angst« so plausibel, das uns Blumfeld in diesem Jahr hinterlassen haben.

Hat der »epistemische Bruch« vom 11. September 2001 jetzt diesen Typus »allgemeiner Ängstlichkeit« zu Geschichte werden lassen? Ist seitdem alles anders? Wohl kaum, aber man kann sagen, die Bedrohung durch Depression und Verhaltenszumutungen hat Konkurrenz bekommen. Die kollektive Angst vor Terrorismus und Biokriegen findet in einem Angstraum statt, der nicht erst errichtet werden musste. Die Attentäter konnten auf eine bestehende Kultur der Angst aufbauen, aber sie haben diese zugleich neu formiert.

Wie wird auf auf diese Neuformierung reagiert? Der Autohersteller Buick (»Keep America Rolling«) schaltete am 11. Oktober eine große Anzeige in der New York Times. Eine goldschimmernde Limousine mit eingefärbten Scheiben huscht durch eine baumbestandene Allee. Darüber ein schwarzes Feld mit weißer Schrift: »Ein Verständnis von Sicherheit, dass das ganze Land teilen kann«. Darunter: »Safety. Security. Peace of Mind«.

Dass in diesem phantasmatischen »Verständnis von Sicherheit« die Gefahr eines totalen Rückzugs lauert, ist offensichtlich. Das Phantasma der Sicherheit, das sich hier artikuliert, wird die Gesellschaft endgültig entpolitisieren, wenn es sich ungehindert entfaltet.

Wer das nackte Überleben im Angstraum aber nicht für erstrebenswert hält, könnte für Raumkonzepte kämpfen, in denen die privatisierte Angst-Subjektivität des Neoliberalismus wieder in eine (Inter-) Subjektivität, in ein soziales Verhältnis überführt wird. Die Kritik der Bedingungen der Angstproduktion ist die Kritik der mit ihr verbundenen Subjektivitätsnormen. Nicht die individuelle Angst hindert am politischen Handeln, sondern die Suspendierung von Öffentlichkeit im Namen der Angst.