Wie wird das neue Jahr?

Alles wird scheiße!

Seit jeher predigt die Linke Optimismus. Dafür gibt es in diesem Jahr noch weniger Gründe als im vergangenen.

Was wurde uns von der Linken für die kommenden Zeiten nicht schon alles versprochen? Das Ende von Knechtschaft und Ausbeutung, und nichts Geringeres als der Weltfrieden. Kurz: eine bessere Welt.

In einem fort schwatzen die linken Strategen von Lohnausgleich, Befreiung und Kommunismus. Bekommen aber haben sie stattdessen stets Sozialabbau, Isolationshaft und Volksgemeinschaft. Klüger geworden sind sie deswegen nicht, sondern noch einfältiger; noch immer glauben sie an die dereinst gesellschaftsverändernde Macht der Arbeiterklasse, obwohl man sich davor wohl eher ängstigen müsste.

Mit geballter Faust und allerlei unappetitlichem Utopiesalat im vom Polizeiknüppel schon reichlich weich geklopften Kopf fantasieren sie sich wacker eine goldene Zukunft zusammen, in der man dem herrschenden System erfolgreich eins auf die Rübe gegeben hat und gemeinsam Zuckerbrot fressen kann. Aber so weit kommt es nicht. Niemals.

Die Welt nämlich, so viel steht fest, ist schlecht eingerichtet. Mit jeder neuen Niederlage glaubt die Linke, das Tal der Tränen sei durchschritten und es ginge bald aufwärts. Doch nichts auf der Welt ist so unermesslich wie das Leid, und aufwärts geht es nie. Nicht mal im Fahrstuhl, denn der ist immer kaputt. Auch hinterm Horizont geht's nicht weiter. Weder zur Sonne, zur Freiheit, noch sonstwohin. Und nur wer beim Verzehr seines schmackhaften Rumpsteaks im Geiste das hohl tönende Geräusch des Bolzenschussgeräts zu hören in der Lage ist, hat begriffen, wohin irgendwann die Reise geht.

Das Jahr 2001 steht für Ground Zero, religiösen Fundamentalismus, deutsche Kriegseinsätze, Milzbrand, den Otto-Katalog, Genua, kein Recht auf Faulheit und Ronald Schill. Doch wer so naiv ist zu glauben, das sei schon alles gewesen, was der Weltgeist auf der Pfanne hat, der wird es bitter beklagen, dass der Welt nicht schon letztes Jahr der Garaus gemacht wurde.

Wir wissen leider nicht, was im Jahr 2002 auf uns zukommen wird, doch eines ahnen wir: Es wird schrecklich sein. Und deshalb möchten wir es lieber doch nicht so genau wissen. Mit Edmund Stoibers bevorstehender Kanzlerkandidatur jedenfalls zeichnen sich erste Erfolge des auch in diesem Jahr rastlos und unbarmherzig weitertobenden Weltwirrsals schon heute ab.

Selbst Seuchen und Naturkatastrophen, von denen man wiederholt geglaubt hat, dass sie bekämpfbar und in künftigen Zeiten vermeidbar sein würden, haben im letzten Jahr gezeigt, dass sie widerstandsfähiger und robuster sind, als man zunächst angenommen hatte, und uns auch in Zukunft belästigen werden. Genannt seien hier nur Schnupfenepidemien, Schneetreiben, Scharping und Schreinemakers.

Es ist nicht nur vorstellbar, dass 2002 ein neues Modern Talking-Album erscheint, sondern auch dass es gekauft wird. Das ist das Fürchterliche am Dasein.

Nun ist es jedoch durchaus nicht so, dass alles nur schlechter geworden wäre. Manches ist auch schlechter und teurer geworden: die deutsche Bahn zum Beispiel. Oder auch die Telekom, die überdies eifrig die Abschaffung der Telefonhäuschen vorantreibt und so der vom Aussterben bedrohten Blasenentzündung zu einer unverhofften Renaissance verhelfen wird.

Der Verlauf der Menschheitsgeschichte hat erwiesen, dass ihr Hauptzweck die permanente Erzeugung von Mist und Elend ist, sei es nun in Form von Kriegen, Hungersnöten, Umweltkatastrophen, Hunden oder Kindern. Und ein Ende ist nicht abzusehen.

Das einzige, was man tun kann, um den allgemeinen Niedergang und Verfall rasch zu beenden, ist, ihn zu beschleunigen. Das Ziel aller halbwegs vernünftigen Zeitgenossen sollte es deshalb sein, endgültig mit allem Schluss zu machen und zügiger ans ersehnte Ende zu kommen.

Daher hier nun ein Appell an alle: Helft mit, diesen Planeten schneller zugrunde zu richten. Fangt Streit mit den Nachbarn an. Kauft Plastiktopfpflanzen. Fällt heute noch ein Apfelbäumchen. Zündet Naturschutzgebiete an. Das könnte ein Anfang sein. Gemeinsam schaffen wir's.