Der 13. Teil des Hartz-Konzepts

Nationaler Masterplan

»Beitrag der 'Profis der Nation' - Masterplan folgt Projektkoalition Bündnis für Arbeit« nennt sich der letzte, das Unglück vervollständigende dreizehnte Baustein des Berichtes der Hartz-Kommission. Der Sinn dieses bislang wenig beachteten »Masterplanes« ist es, die sozialen Grausamkeiten der Arbeitsmarktreform ideell zu überhöhen.

Die neu erfundene Gruppe von 6,1 Millionen »Profis« im Lande soll dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen. Zu den Profis zählen 1,7 Millionen Unternehmer, 1,3 Millionen Wissenschaftler, 53 000 Geistliche und viele mehr. Alle Multiplikatoren der Gesellschaft sollen zukünftig vermitteln, dass Arbeitslosigkeit unser aller Problem und kein persönliches sei. »Die Botschaft für jeden Einzelnen ist einfach.« Da wird das Private plötzlich wieder politisch.

In den Universitäten werden die Studenten zu »mehrmonatigen Betriebspraktika« verpflichtet. Hierüber freuen sich auch die Schüler, sie dürfen zum Beispiel »während der Ferienzeiten« daran teilnehmen. Lehre und Unterricht behandeln in allen Fächern intensiv den Arbeitsmarkt und bereiten nach besten Kräften darauf vor. Auch die 260 000 Künstler können einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie »das Thema Arbeitslosigkeit im Rahmen ihrer künstlerischen Tätigkeit verarbeiten«. »Über ihre künstlerische Leistung hinaus« dürfen sie zudem noch »Patenschaften für Beschäftigungsinitiativen übernehmen«. Kaum auszudenken, wie diese Kunst aussehen wird, müsste sie doch die bisher gefürchtete Engagement- und Ökologiekunst der letzten Jahrzehnte an Schrecken noch bei weitem übertreffen.

Dass aber auch wirklich gar kein Entrinnen möglich sein wird, machen die Forderungen an die Journalisten klar. Sie sollen die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen aktivieren und beispielsweise zur Beteiligung an Wettbewerben aufrufen, mit denen »bis Ende des Jahres x Arbeitsplätze« geschaffen werden können. Weisungsgemäß wird bald in jeder Zeitung »der Unternehmer der Woche« gekürt. Es muss »eine Aufbruchstimmung erzeugt werden«, indem vor allem die positiven Beispiele bei der Vermittlung der Arbeit medial dargestellt werden. Notwendig sind Beschönigung und Propaganda, keine Kritik.

Dieses Programm des groben Unfugs ist Bestandteil des »deutschen Weges« von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die Probleme der kapitalistischen Ökonomie sollen von der Volksgemeinschaft bewältigt werden. Da darf es keine Interessengegensätze mehr geben, »die lähmende Ja-Aber-Statik« muss überwunden werden. Und jeder Einzelne, an seinem jeweiligen Platz in der Gesellschaft, soll die Ärmel hochkrempeln und gegen die Arbeitslosigkeit kämpfen. Alle gesellschaftlichen Gruppen stellen sich in den Dienst an der Nation und verzichten auf ihre Interessen. Es gibt keine Parteien mehr, keine Arbeiter, keine Angestellten und keine Unternehmer, nur noch (Arbeit suchende) Deutsche.

Die Gemeinschaft wird, beginnend in der Schule, auf Arbeit ausgerichtet, hierzu erzogen. Erst wenn einem sowohl im Sportverein als auch am Theaterabend oder im Konzert von den »Profis der Nation« das Lob des Arbeitsmarktes um die Ohren gehauen wird, sind die Vorschläge der Kommission verwirklicht. Diese Allumfassung aber ist eben kein Merkmal demokratischer Gesellschaften.