Goldene Zukunft

Euro auf neuem Hoch

von anita baron

Was wurde dem Euro im Laufe der vergangenen Jahre nicht alles prophezeit. Von einer Fehlgeburt war die Rede, von einer Währung, die bald wie Butter in der Sonne schmelzen werde.

Und für einige Zeit schien sich das zu bewahrheiten. Kurz nach der Einführung der Währungsunion vor drei Jahren begab sich der Euro nach einem fulminanten Start auf einen langen Weg nach unten. Fast sah es so aus, als sei das ehrgeizige Ziel der Europäer, eine Alternative zum weltweit dominierenden US-Dollar aufzubauen, ein illusorisches Unterfangen. Jetzt ist die europäische Währung wieder obenauf. Pünktlich zum Jahrestag seiner Einführung ist der Euro so stark wie schon lange nicht mehr.

Woher kommt dieser rasante Anstieg? An den wirtschaftspolitischen Voraussetzungen in der Europäischen Union kann es kaum liegen. Der ökonomisch stärkste Mitgliedsstaat, Deutschland, befindet sich in der Krise. Und es sieht nicht so aus, als würde sich dieser Zustand schnell wieder ändern. Der Aktienmarkt hat dort gerade den schlimmsten Crash seit Jahrzehnten hinter sich, die Arbeitslosigkeit ist so hoch wie noch nie seit der Gründung der Bundesrepublik, und die Konsumenten drehen jeden Cent dreimal um.

Auch in den meisten anderen Euro-Staaten sehen die Wachstumszahlen für das laufende Jahr bescheiden aus. Hinzu kommen die strukturellen Probleme der Europäer. Trotz einer gemeinsamen Währung können sie sich bislang weder auf eine gemeinsame politische Führung einigen, noch verfügen sie über die Kapazitäten, um ihre Interessen notfalls auch militärisch abzusichern.

Die Gründe für das neue Vertrauen müssen also woanders liegen. Vieles spricht dafür, dass die Stärke des Euro vor allem seiner schwachen Konkurrenz geschuldet ist. Nach den zahlreichen Börsenskandalen der letzten Jahre gilt der US-Markt als unsicher. Nicht absehbar ist, welche Skandale noch folgen werden oder welcher Konzern als nächster seine Pleite eingestehen muss. Das Fluchtkapital, das nun aus dem wichtigsten Binnenmarkt der Welt abgezogen wird, vergrößert das Handelsbilanzdefizit der USA, das schon jetzt rund 500 Milliarden Dollar jährlich beträgt.

Unklar ist auch, was nach einem möglichen Krieg gegen den Irak geschehen wird. Es kann sein, dass nach einem schnellen Ende die Anleger ihr Kapital wieder zurücktransferieren. Doch ebenso denkbar ist, dass die Folgen für die USA unerfreulich ausfallen. Was, wenn der Konflikt sich länger hinzieht? Oder wenn nach dem Ende von Saddam Hussein in den Vereinigten Staaten neue Anschläge stattfinden, mit noch katastrophaleren Folgen als beim letzten Mal?

Angesichts solcher Aussichten ist es kein Wunder, dass der Euro-Raum als verhältnismäßig sicher gilt. Davon profitieren auch andere Währungen auf dem Kontinent, allen voran der Schweizer Franken und das britische Pfund.

Dass aber die Flucht aus dem Dollar in den Euro für viele Anleger nur das kleinere Übel ist und sie den Perspektiven in Europa ebenso wenig trauen, zeigt eine andere Entwicklung. Bislang galt Gold als eine ähnlich attraktive Geldanlage wie das Postsparbuch. Doch seit einiger Zeit wächst die Nachfrage immer mehr. Mittlerweile befindet sich der Goldkurs auf dem höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Und er wird wohl weiter steigen.