Immer Mehr

in die presse

Max Thomas Mehr gilt deswegen als Journalist, weil er schon ganze Artikel geschrieben hat. In den Redaktionen, für die er so arbeitet, gilt Max Thomas Mehr auch als Linker, weil er zu den taz-Gründern zählt. Da das aber von Jahr zu Jahr weniger beeindruckt, braucht Max Thomas Mehr einen weiteren Nachweis seines Linksseins.

Da wäre zum Beispiel sein Bücherregal. Darin finden sich richtig linke Zeitungen. »Nicht die Stasi-Akten, sondern die Zeitungen und Zeitschriften der westdeutschen Linken«, teilt Mehr in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit, »enthüllen Verrat und Verirrung in krude Revolutionsphantasien.«

Mehr aber verirrt sich nicht, er verrät alles.

Zum Beispiel über Konkret. Dessen »Gründung geht sogar auf einen Beschluss des Zentralrats der FDJ zurück«, schreibt Mehr und notiert: »Das ist unbestritten«, und gibt lieber gleich zu, dass er dafür lediglich eine Quelle hat: »Der einstige Herausgeber und Chefredakteur Klaus Rainer Röhl hat das vor Jahren in seiner Biografie geschrieben.« Er meint: Autobiografie.

Es gibt noch weitere Mehr-Entdeckungen: »Wer die Ausgaben jener Jahre durchblättert, weiß ganz ohne Stasi-Akten, in welcher Zeitung Günter Wallraff da schrieb.« So etwas steht ja auch mitunter auf der Titelseite. Aber das meint Mehr nicht.

Ihm ist vielmehr aufgefallen, dass 1968 mal eine Reportage über die DDR erschien, deren Titel »Rote Preußen« doch schon zeigt, dass Konkret »DDR-Verklärung« betrieb.

Mehr schleppt noch mehr Belege herbei. Ein Black-Panther-Funktionär sprach sich in einem Konkret-Interview etwa dafür aus, die »repressiven Regimes in euren eigenen Ländern zu Fall zu bringen«. Das ist ja nichts anderes als »DDR-Verklärung«. Oder in einer Reportage wurde ein kubanischer Arbeiter zitiert: »Habt ihr in Deutschland Berge? Na, dann fangt doch den Befreiungskampf an.« Noch deutlicher lässt sich »DDR-Verklärung« kaum formulieren.

Bücherregale von Ex-Linken geben eben immer ein Mehr an Aufklärung.

martin krauss