Nachrichten

Vorsicht! Fernsehen!

Supercomeback. Dass Michel Friedman seit kurzem Sachbücher beim Berliner Aufbau-Verlag herausgibt, hat sich inzwischen herumgesprochen. Doch das scheint Friedman nicht zu reichen, er will zurück in die Medienwelt, nicht nur hinter den Kulissen tätig sein, sondern wieder vorne mitmischen. Nach seinen Sex- und Koks-Geschichten wurde er zu einer längeren medialen Zwangsabstinenz verpflichtet, letzten Sonntag war er nun wieder bei »Sabine Christiansen« zu Gast und gleich am Montag drauf beim »Grünen Salon« auf n-tv. Ab November wird er außerdem für Max eine Kolumne unter dem Titel »Friedman hat das letzte Wort« vollschreiben, und für den Berliner Radiosender 100,6 will er politische Kommentare sprechen. Dass Friedman wieder eine eigene TV-Show bekommt, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Achtung! Kunst!

Turner-Preis. Die Nominierungen für den diesjährigen Turner-Preis wurden bekannt gegeben:

Grayson Perry, ein töpfernder Transvestit aus Essex, hat ermordete Babys auf Vasen abgebildet. Kunst.

Die notorischen Brüder Jake und Dinos Chapman, die die Kunstszene bereits dadurch schockiert hatten, dass sie Originale von Goya einfach mit Micky-Maus-Fratze überpinselten, haben sich nun nochmals Goya gewidmet. Sie haben eine der grausamen Hinrichtungsszenen aus Goyas Zyklus »Desastres de la Guerra« einfach in Lebensgröße nachgebaut. Ebenfalls Kunst.

Außerdem gibt es von den Chapman-Brüdern zwei in Bronze gegossene Sexpuppen beim Oralverkehr auf einer blauen Luftmatratze zu bewundern. Superkunst.

Von Anya Gallaccio gibt es einen Baum mit langsam verfaulenden Äpfeln zu sehen, zu dem man sich so einiges denken kann.

Und es gibt Wielliue Dohertys Video über einen Mann, der im nordirischen Derry zwischen Protestanten- und Katholikenviertel hin- und herhetzt.

Der für den Turner-Preis typische hohe Erregungsfaktor ist also vor allem bei den Chapmans zu finden, die es lieben, gehasst zu werden. Bei der Arbeit mit dem Faulobst und dem Video dagegen kann man sogar metaphorische Substanz ausmachen, und so richtiges Schockpotenzial sucht man hier gar vergebens. Dennoch wurde die gesamte Turner-Preis-Nominierungsshow in der Londoner Tate Gallery mit einem Warnhinweis für Minderjährige versehen, ein wenig Aufsehen soll das ganze Spektakel ja schließlich noch unbedingt erregen.

Rrrööaarrhhh!!

Horrorfilm. In den USA ist das Grusel- Horror- und Schockerfieber ausgebrochen. Und das, obwohl nach dem 11. September so richtig brutale Filme erstmal weitgehend von den Leinwänden verbannt wurden. Doch jetzt darf wieder geschlachtet werden. Ein Remake von Tobe Hoopers Klassiker »The Texas Chainsaw Massacre«, das von »Bad Boys«-Macher Michael Bay produziert wurde und unter seinem Namen vermarktet wird, hat kurz vor Halloween die Spitze der amerikanischen Filmcharts erklommen. So gut wie das Original kann der neue Kettensägenfilm allerdings gar nicht sein. Den nochmals in die Kinos zu bringen, das wäre eine richtig gute Idee gewesen, schließlich ist dieser beste Schocker aller Zeiten skandalöserweise immer noch verboten.

Matrix? Macht nix!

Matrix. Am 5. November kommt »Matrix – Revolutions« in die Kinos. Heimlich, still und leise hat sich der dritte Teil der Blockbuster-Reihe herangeschlichen, niemand hat etwas davon mitbekommen, nachdem man vor dem Start des zweiten Teils das Gefühl hatte, das Matrix-Fieber könnte den Star-Wars-Kult der Siebziger noch übertreffen. Doch der zweite Matrix-Film hatte einfach die hohen Erwartungen nicht erfüllen können, die in ihn gesetzt wurden. Die meisten Matrix-Fans sind enttäuscht und erwarten sich vom Abschluss der Saga wohl eh nicht mehr allzu viel.

Und der Verleih hatte entsprechend Angst, dass zu viele Vorab-Infos zum Film auch die letzten Matrix-Fans vom Kinobesuch abhalten könnten, da diese vielleicht einfach nur noch wissen wollen, wie der ganze Schlamassel – der Kampf zwischen Mensch und Maschine – enden wird, sich dieses Ende aber nicht mehr unbedingt auch ansehen wollen. Deswegen gab es zu »Matrix – Revolutions« auch einfach keine Pressevorführungen.

Napster kostet jetzt

Internet. Napster ist wieder da, und zwar als »Napster 2«. Mit dem anarchischen Konzept der berühmt gewordenen Musiktauschbörse hat diese zweite Version jedoch nichts mehr zu tun. Ärgerte Napster früher die Plattenindustrie, weil man sich hier kostenlos Musik aus dem Netz ziehen konnte, gehört »Napster 2« nun der Musikindustrie. Wer sich via »Napster 2« einen Song aus dem Netz saugen will, muss dafür 99 Cent hinblättern, eine unbegrenze Anzahl Downloads soll es für monatlich 9,95 Dollar geben. Bislang gibt es »Napster 2« allerdings ausschließlich in den USA, wann dieses auch in Europa eingeführt wird, ist noch ungewiss.

Noch ungewisser ist allerdings, ob sich das Ganze überhaupt durchsetzen wird. Inzwischen gibt es unzählige andere Musiktauschbörsen, die weiterhin Musik kostenlos anbieten, niemand vermisst mehr Napster. Der Kampf zwischen For-Free-Usern und der Industrie ist noch längst nicht entschieden.