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Ba’athistische Hooligans

Syrien. Die Hooligans griffen noch vor Spielbeginn an. Mindestens fünf Menschen starben, als arabisch-nationalistische Fans des Fußballteams al-Fatwa am vergangenen Freitag im Stadion der nordostsyrischen Stadt Kameshli die Anhänger der kurdischen Mannschaft al-Jihad attackierten. Die Auseinsandersetzungen gingen vor dem Stadion weiter, nach Angaben kurdischer Oppositioneller unterstützte die Polizei die al-Fatwa-Hooligans. Am folgenden Tag kam es bei der Beerdigung der kurdischen Todesopfer erneut zu Straßenkämpfen. Der Aufstand weitete sich auf andere Städte aus, in Aleppo sollen sich auch nichtkurdische Syrer an den Protesten beteiligt haben. Die Regierung hat die Armee mobilisiert. Ahmed Haj Ali, ein Berater des Informationsministeriums, sprach von insgesamt vierzehn Toten, kurdische Oppositionelle schätzen die Zahl der Todesopfer wesentlich höher.

Die Entwicklungen im benachbarten Irak, dessen neue Verfassung den Kurden ein Autonomiestatut garantiert, haben die innenpolitischen Spannungen in Syrien verschärft. Viele der etwa zwei Millionen syrischen Kurden sind nicht mehr bereit, sich mit der politischen Unterdrückung und sozialen Diskriminierung durch das arabisch-nationalistische Ba’ath-Regime abzufinden. Nach Angaben der in London erscheinenden Tageszeitung Sharq al-Awsat riefen kurdische Demonstranten auch proamerikanische Parolen.

Streiks und Proteste

Iran. Nicht immer haben Mahnungen die gewünschte Wirkung. Nachdem der Parlamentssprecher Mehdi Karrubi eine Lehrerdelegation heftig kritisiert und die zuvor aufgelöste Demonstration als illegal bezeichnet hatte, traten die Pädagogen in den Ausstand. Seit Anfang März streiken mehr als ein Drittel der etwa 600 000 Lehrer für höhere Löhne und die Besserung ihrer sozialen Lage, allein in Teheran sind 400 Schulen betroffen. Das Kulturministerium hat inzwischen eine Verfolgung der Organisatoren des Streiks gefordert, der die meisten großen iranischen Städte erfasst hat. Mahmud Beheshti, Sprecher der Lehrergewerkschaft, berichtete, dass Streikaktivisten in verschiedenen Städten von der Polizei gesucht würden. Er selbst sei vor Gericht zitiert und unter Druck gesetzt worden, den Streik zu beenden.

Gegen die Veranstaltung zum Frauentag am 8. März im Lale-Park von Teheran wurde sofort die paramilitärische Miliz der Bassijis eingesetzt. Mehrere hundert Männer und Frauen hatten gegen Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen im Iran protestiert.

Prayer Academy

Arabisches Fernsehen. Mehr Fantasie und Unternehmungsgeist als seine christlichen Kollegen beweist der islamische Prediger Amr Khaled. Er belässt es nicht bei Klagen über die Gefährdung der Jugend durch gottloses »Reality TV«, sondern bietet eine religiös korrekte Alternative. In seinem vom Satellitenkanal Iqraa gesendeten Programm »Lebenswege« schildern junge Menschen ihre gottgefälligen beruflichen, privaten und sozialen Aktivitäten.

Der populäre ägyptische Hobbygeistliche, der sich vor allem an die wohlhabenden Bevölkerungsschichten wendet, vereinigt nach Ansicht von Al-Ahram Weekly »jugendliche Subkultur, elitäre Haltung und pietistischen Islam«, er verzichtet auf die in islamistischen Kreisen übliche allumfassende Spaßverderberei. Doch die Konkurrenz ist hart. Das libanesische Fernsehen sendet seit Dezember »Star Academy«, und derzeit intrigieren in einer Villa auf Amwaj, einer Insel vor der Küste Bahreins, zwölf Konkurrenten um 100 000 Dollar.

Tumulte im Parlament

Südkorea. Am Freitag der vergangenen Woche waren es noch Tausende im ganzen Land, am Sonntag nach Polizeiangaben 35 ooo in Seoul, die gegen die Entscheidung des Parlaments demonstrierten, den Staatspräsidenten Roh Moo Hyun abzusetzen. Der Antrag ging kurz vor den bevorstehenden Wahlen am 15. April von der regierungsnahen Millennium Democratic Party (MDP) und der Oppositionspartei Grand National Party (GNP) aus. Roh soll seinen Wahlkampf 2002 mit illegalen Spenden finanziert haben. Zudem verstieß er gegen Südkoreas Wahlgesetze, als er vor kurzem als politisch »neutraler« Amtsträger öffentlich für die liberale Uri-Partei warb. Allein, die GNP soll einem Zwischenbericht der Strafverfolgungsbehörden zufolge 2002 viermal so viele Spendengelder kassiert haben wie Roh.

Die Abstimmung im Parlament verlief turbulent. Aus Protest stürmten Mitglieder der Uri-Partei das Podium, bis sie von Sicherheitskräften vor die Tür gesetzt wurden. Zwei Roh-Anhänger zündeten sich an, ein dritter fuhr mit seinem Auto ins Parlamentsgebäude und setze es dort in Brand.

Innerhalb von sechs Monaten muss das Verfassungsgericht nun endgültig über die Rechtmäßigkeit der Absetzung des Präsidenten entscheiden. Gemäß der südkoreanischen Verfassung übernimmt der Ministerpräsident Goh Kun übergangsweise die Amtsführung. Roh hatte sich für eine von den USA unabhängige Außenpolitik ausgesprochen und sich im Atomstreit mit Nordkorea gesprächsbereit gezeigt. Ein nordkoreanischer Offizieller bezeichnete die USA als verantwortlich für das Amtsenthebungsverfahren gegen Roh.

Trouble um die Homo-Ehe

USA. Der Bürgermeister von San Francisco, Gavin Newsom, beschloss am 12. Februar, lesbische und schwule Paare in der Stadt trauen zu lassen und den Staat wegen des Verbots zu verklagen. Einen Monat später hat der Oberste Gerichtshof von Kalifornien einen sofortigen Stopp von gleichgeschlechtlichen Trauungen angeordnet. In diesem Zeitraum waren allerdings bereits etwa 4 200 Paare getraut worden, und auch Städte in den Bundesstaaten New York, New Jersey, Oregon und New Mexico trauen (sich) mittlerweile.

Endgültige Entscheidungen, ob Homo-Ehen mit der kalifornischen Verfassung vereinbar sind oder nicht, soll es im Mai oder Juni geben. So lange können Heiratswillige nach Massachusetts pilgern. Dort hat der Oberste Gerichtshof die Homo-Ehe für legal erklärt, die Vorlage für ein Verbot könnte frühestens 2006 in Kraft treten.