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Trinken für Teheran

USA. »Ich werde ihn vermissen«, klagte US-Präsident George W. Bush. Wie andere Regierungsvertreter betonte er, dass der am Donnerstag der vergangenen Woche zurückgetretene CIA-Direktor George Tenet »erstklassige Arbeit« geleistet habe. Tenet gab an, sein Rücktritt habe »persönliche Gründe«. Mit sieben Jahren Amtszeit hat er länger durchgehalten als die meisten seiner Vorgänger. Dennoch dürfte es die Kritik an den zahlreichen Fehlern und Versäumnissen der CIA vor allem im Kontext der Anschläge vom 11. September gewesen sein, die es der Regierung ratsam erscheinen ließ, einen Nachfolger zu suchen.

Denn mit der Geheimdienstarbeit scheint es in den letzten Jahren arg bergab gegangen zu sein. Die Information, dass die US-Geheimdienste den Code ihrer iranischen Kollegen geknackt haben, wurde von einem betrunkenen Beamten an den irakischen Politiker Achmed Chalabi weitergegeben. Chalabi gab sie an einen iranischen Geheimdienstler in Bagdad weiter, der sie nicht minder unprofessionell im geknackten Code nach Teheran weiterleitete. So schildert die New York Times unter Berufung auf Quellen in Regierungskreisen den möglicherweise bedeutendsten Spionagefall der letzten Jahre. Das FBI hat eine Untersuchung begonnen. Chalabi bestreitet die Vorwürfe. Er hat durch Kritik an der Rehabilitierung der Ba’athisten durch die US-Verwaltung und seine politische Annäherung an den Iran den Unwillen der US-Regierung auf sich gezogen.

Bomben für Moskau

Russland/Katar. Die Zensur reagierte spät. Die Fernsehzuschauer im fernöstlichen Teil Russlands hatten das Interview mit der Witwe des im Februar in Katar ermordeten ehemaligen tschetschenischen Präsidenten Zelimkhan Jandarbijew bereits gesehen. In den westlichen Teilen strahlte der Sender NTV nur eine gekürzte Version aus. Als der Moderator Leonid Parfijonow mit der Zeitung Kommersant über die Zensurmaßnahme sprach, wurde er gefeuert. Ihm wird »Missachtung der Redaktionslinie« vorgeworfen.

Der Fall Jandarbijew ist für die russische Diplomatie unbequem. Denn in Katar stehen wegen des Attentats zwei russische Geheimdienstler vor Gericht. Sie werden verdächtigt, den Islamisten, der von Moskau der Beteiligung an Terroranschlägen beschuldigt wird, ermordet zu haben. Der Prozess ist geheim, nach Angaben von Le Monde haben die Agenten jedoch die Tat gestanden und angegeben, den benötigten Sprengstoff »über diplomatische Kanäle« erhalten zu haben.

Andere Prioritäten

Haiti. Sollte es noch einmal »unmittelbaren Bedarf« geben, »werden wir unsere Hubschrauber benutzen, aber nicht auf einer Routinebasis«, erläuterte der US-Oberstleutnant Dave Lapan. Schließlich wurde das teure Kriegsgerät nicht gebaut, um so profane Aufträge wie den Transport von Hilfsgütern für die Überlebenden der Flutkatastrophe zu erledigen. Mehr als 2 500 Menschen starben bei den Überschwemmungen Ende Mai, das Katastrophengebiet kann nur aus der Luft versorgt werden. »Wir bedauern zutiefst, dass die multinationalen Streitkräfte andere Prioritäten haben«, sagte Guy Gauvreau, Direktor des World Food Program in Haiti.

Vielleicht hat er bei den UN-Truppen mehr Glück. Am Dienstag der vergangenen Woche übernahmen die Blauhelmsoldaten offiziell das Kommando der Interventionstruppen. Stationiert wurden aber nur 80 der vorgesehenen 8 000 Soldaten, und noch mangelt es an Zusagen für Truppenentsendungen. Die Karibikstaaten und die Afrikanische Union fordern weiterhin eine Untersuchung des Sturzes von Präsident Jean-Bertrand Aristide, der Ende Februar von französischen und US-Soldaten außer Landes gebracht wurde. Die UN-Intervention bedeutet faktisch eine Anerkennung des dubiosen Machtwechsels durch die »internationale Gemeinschaft«.

The Next Generation

Sierra Leone. »Dies ist die nächste Generation der Kriegsverbrechertribunale«, verkündete der Chefankläger David Crane stolz. Schneller, billiger und effektiver als andere internationale Gerichtshöfe soll der Special Court in Sierra Leone die Hauptverantwortlichen für den Bürgerkrieg aburteilen, der in den neunziger Jahren mehr als 50 000 Menschen das Leben kostete. Für die US-Regierung, der Crane zuvor als Militärjurist diente, ist das Tribunal ein Modell für eine internationale Justiz jenseits des von der EU unterstützten International Criminal Court.

Am Donnerstag der vergangenen Woche begann das erste Verfahren gegen die Führer der regierungstreuen Miliz Kamajors, unter ihnen der ehemalige Innenminister Sam Hinga Norman. Gegen den damaligen Präsidenten Ahmad Tejan Kabbah dagegen, der 2002 wieder gewählt wurde, soll keine Anklage erhoben werden. Vor Gericht erscheinen soll dagegen Charles Taylor, der ehemalige Präsident Liberias, der die Rebellenorganisation Ruf unterstützte. Taylor lebt im Exil in Nigeria, seine gesicherte Ausreise war Teil des Friedensabkommens, das im vergangenen Jahr den liberianischen Bürgerkrieg vorerst beendete. Seine erzwungene Auslieferung könnte den fragilen Frieden gefährden.

Hungrige Fische

Thailand. Eigentlich kommen Piranhas nur im Amazonasgebiet vor. Doch da Aquarianer in aller Welt den Exoten gern in ihrem Becken schwimmen sehen, geht der gefräßige Fisch auch mal auf Reisen. Der Verkauf ist allerdings in den meisten Ländern verboten. Weil Fischhändler in Bangkok aus Furcht vor Razzien einigen Piranhas die Freiheit geschenkt haben sollen, befürchtet die Polizei nun eine Verbreitung in thailändischen Gewässern. Polizeioberst Wichit Nanthawog sorgt sich vor allem um Körperteile, die der recht dumme Piranha mit einem Fisch verwechseln könnte. »Besonders Männer sollten sich gut bedecken«, riet der Ordnungshüter.