Positive Resonanz

Peoples’ Global Action in Belgrad von boris kanzleiter, belgrad

Es war eine schöne Idee: Statt sich bequem dort zu versammeln, wo man auf Erfolge blicken kann, entschied sich das antikapitalistische Aktionsnetzwerk Peoples’ Global Action (PGA) bei der Planung seiner Europaversammlung mutig für das genaue Gegenteil. Am »Ort der totalen Niederlage« emanzipatorischer Bewegungen – und das ist für PGA nicht zu Unrecht Belgrad, Ex-Jugoslawien – wollten die radikalen Linken über Militarisierung, Ethnonationalismus, Enteignung durch Privatisierung oder auch ganz allgemein über Kapitalismus, Imperialismus und Herrschaft diskutieren und dem Übel eine widerständige Perspektive von »direkter Demokratie und Selbstorganisation« entgegensetzen.

Der Verlauf des Treffens der rund 400 Politaktivisten und -aktivistinnen in der vergangenen Woche zeigte allerdings, dass gute Ideen nur Sinn ergeben, wenn sie auch verwirklicht werden können. Doch daran haperte es: Überlastet mit der Organisation des Treffens, gelang es den zersplitterten kleinen linken Gruppen aus Belgrad nur schwer, ein Bild der widersprüchlichen Realität im ehemaligen Jugoslawien zu vermitteln. Zwar wurden streikende Arbeiter, Kriegsflüchtlinge und lokale Initiativen besucht, doch hatten die Exkursionen den Charakter einer Safari. Die Angereisten andererseits offenbarten, dass für viele Westlinke der Osten schlicht ein dark continent bleibt und ihnen Chiapas in jedem Fall näher zu liegen scheint als Kriegsschauplätze vor der eigenen Haustür. So blieb es bei vagen Annäherungen.

Die Frage, worin die »totale Niederlage« der Linken in Jugoslawien besteht, konnte so noch nicht einmal gestellt werden. Dabei wären die Antworten für die Westlinke sehr erhellend, könnten sie doch auch eigene Irrwege spiegeln. Vielleicht hat es bei einigen Aktiven des PGA zumindest für Verwirrung gesorgt, dass viele Stichwörter aus den Diskursen der Anti-Globalisierungsbewegung in Serbien auf positive Resonanz stoßen, und zwar, weil sie nicht im Widerspruch zur Ideologie der hegemonialen nationalistischen Rechten des Landes stehen.