Vandalen and so on

Ausgangssperre für Jugendliche in London von federica matteoni

Sie ziehen ziellos in Banden auf der Straße umher, trinken und brüllen mitten in der Nacht, manchmal randalieren sie wie wild und stören den Schlaf des guten britischen Bürgers. Es gibt auch die Harmloseren, die auf der Straße laute Musik hören, Fußball spielen oder Vandalismus verüben wie etwa, Graffiti zu sprayen. So sehen sie aus, die »antisozialen« Jugendlichen, die man auch aus einigen Filmen von Ken Loach kennt.

Dank der Labour-Regierung, die dieses Problem anscheinend an der Wurzel packen wollte, kann der gute, normale, britische Bürger nun endlich auf ruhigere Träume hoffen. Denn bald sollen alle Kids einfach von der Straße verschwinden. Seit vergangener Woche ist in London eine Verordnung in Kraft getreten, die in einigen Gegenden der britischen Hauptstadt eine Ausgangssperre für Jugendliche unter 16 Jahren vorsieht. Nach neun Uhr abends dürfen sich in 16 Gegenden der Stadt Teenager nicht mehr ohne Begleitung eines Erwachsenen aufhalten, unter anderem in Teilen des Londoner Touristenviertels West End, wo sich unzählige Kinos, Restaurants und Vergnügungsbetriebe befinden. Ab sechs Uhr morgens dürfen sich die Kids dann dort wieder frei bewegen. Wer in den so genannten »dispersal areas« unbegleitet erwischt wird, werde mit dem Streifenwagen nach Hause gebracht, gab Scotland Yard bekannt.

Die Verordnung erlaubt der Polizei außerdem, Gruppen von zwei oder mehr Personen – egal in welchem Alter – zu zerstreuen, die randalieren, laut reden, lachen oder Musik hören, trinken oder Drogen konsumieren. Polizeiliche Einsätze sind auch gegen Gruppen von Jugendlichen möglich, die »so aussehen«, als würden sie »wahrscheinlich« etwas im Schilde führen, das die Nachbarschaft stören, belästigen oder bedrohen könnte. Wer sich weigert, »freiwillig« nach Hause zu gehen, kann festgenommen werden.

Diese Maßnahme ist nur ein weiterer Schritt bei der Durchsetzung des im vergangenen Jahr von der britischen Regierung verabschiedeten Anti-Social Behaviour Act. Mit diesem Gesetz hat sich Innenminister David Blunkett vorgenommen, gegen jede Form so genannter »low-level criminality« vorzugehen. Und der Kampf gegen »antisoziales Verhalten« steht schon immer ganz vorne auf der Law-and-Order-Agenda der Labour Party.

Doch wie definiert man »antisozial«? Was der Gesetzgeber relativ vage und nur durch Verbote erklärt, erfährt man in einem Dossier auf der Website der BBC, dessen Titel lautet: »How can the Anti-Social Behaviour Act help you?« Dem guten, normalen, britischen Bürger wird erst einmal erklärt, unter welchen Bedingungen er von dem Gesetz profitieren kann: »Wurden Sie schon von Straßengangs bedroht? Sieht Ihre Gegend aus wie eine Graffiti-Ausstellung? Das sind nur einige der Probleme, die das Anti-Social Behaviour Act bekämpfen will.« Hauptziel des Gesetzes sei es, der Polizei die Mittel zur Verfügung zu stellen, um »das Leben der Community« zu schützen. Geschützt werden soll die Community vor allem vor Jugendlichen und Kindern, denn, so erklärt die BBC weiter, »antisoziales Verhalten« sei vorwiegend unter diesen Subjekten zu beobachten.

Neben der Ausgangssperre sind weitere »resozialisierende« Maßnahmen vorgesehen, die den antisozialen Jugendlichen zum verantwortungsbewussten Bürger machen sollen. Jugendliche können etwa dazu verpflichtet werden, so genannte »Acceptable Behaviour Contracts« zu unterschreiben, eine Art »freiwillige« Verträge, in denen sie versprechen, sich künftig anständig zu benehmen.