Der unreine Feind

Der Iran rüstet militärisch auf und hat einen psychologischen Propagandakrieg gegen Israel begonnen. von wahied wahdathagh

Vorsicht ist geboten, wenn jemand wie der iranische Verteidigungsminister Ali Shamkhani von »der prinzipiellen Friedfertigkeit des Atomprogramms« spricht. Er legte Anfang August nahe, dass unter bestimmten Umständen der Bau von Atombomben möglich und legitim sei, selbstverständlich nur zu Verteidigungszwecken.

Als Beleg dafür nannte er die pakistanische Atombombe, die zur »Gegenwehr« gebaut worden sei, da das Land von seinen Nachbarn bedroht werde. Dieses Beispiel projizierte der General dann auf den Iran und erklärte, wenn Israel den Iran angreife, werde der Verteidigungsfall eintreten; für diesen Fall drohte er mit »Podafande Hastei«. Der Begriff bezeichnet einen automatisch ausgelösten atomaren Krieg.

Einerseits behauptet die iranische Propaganda, der Islam lehne Atombomben ab und trete für die Schaffung einer »atomwaffenfreien Friedenszone« in der Region ein – als ob ausgerechnet die iranischen Ayatollahs die Garanten des Friedens in der Region seien. Andererseits wird das Existenzrecht Israels in Frage gestellt und mit Vernichtung gedroht. Tatsächlich ist diese Art von Friedensideologie ein fester Bestandteil der totalitären Utopie der khomeinistischen Ideologie. »Wir betrachten die Israelis prinzipiell als unrein und beschmutzen uns nicht durch eine Kooperation. Die Zionisten sind so unrein, dass wir noch nicht einmal bereit sind, unsere finanziellen Forderungen, die aus der Zeit vor der Revolution stammen, erneut zu stellen«, so der Verteidigungsminister. In bester antisemitischer Tradition stellt Shamkhani den Iran als von »unreinen Juden« bedroht dar, um damit das eigene Aufrüstungsprogramm zu rechtfertigen.

Wenn der Verteidigungsminister, wie in den vergangenen Wochen vermehrt geschehen, das Rüstungsprogramm seines Landes mit dem israelischen vergleicht, kommt er immer wieder zu dem Schluss, Israel habe in den vergangenen Jahren seine Raketentechnologie verbessert. Daher werde auch der Iran die Shahab-3-Rakete modernisieren.

Diese Mittelstreckenraketen sind Angriffswaffen, die auch atomar, biologisch oder chemisch bestückt werden können. Iranische Politiker hatten ihren europäischen Kollegen zwar versprochen, vom Bau einer Shahab-4-Rakete abzusehen. Nun verkündete Shamkhani jedoch, dass das iranische Militär zwar wie zugesagt auf Shahab-4 verzichte, die Technologie der Shahab-3 aber erneuert werde, denn, so fügte er zynisch hinzu, die Nummerierung der Rakete sei ja nicht von Bedeutung. Er versicherte, dass der Iran in naher Zukunft die Modernisierung von Shahab-3 beendet haben und die Rakete dann testen werde.

Shahab-3-Raketen mit einer Reichweite von 1 300 bis 1 500 Kilometern können bereits jetzt Israel erreichen. Ende Juli führten die USA und Israel einen nach Angaben des Pentagon erfolgreichen Test der Abwehrrakete Arrow durch, die gegen Bedrohungen aus Ländern der Region schützen soll.

Verteidigungsminister Shamkhani drohte, im Fall eines israelischen Angriffs werde der Iran »keinen sicheren Ort für Israel und Sharon« übrig lassen. »Die israelische Führung weiß sehr wohl, dass sie wie in einer Kaserne lebt. Allerdings ist diese Kaserne ein Pulverfass und daher sehr verletzbar.«

Shamkhani erklärt, dass der Iran Europa nicht bedrohe, doch eine offizielle iranische Agentur hatte vor wenigen Monaten von 29 geheimen militärischen Zielen in Europa berichtet. Unermüdlich versucht die iranische Regierung, die Akzeptanz Europas für ihr Atomprogramm zu gewinnen, um mögliche UN-Sanktionen zu verhindern. Offen bleibt, ob die europäischen Staaten ihre Appeasement-Politik gegenüber dem Iran beenden werden, wenn die iranischen Raketen eine Reichweite von mehr als 1 500 Kilometern haben werden und damit auch europäische Städte treffen könnten.