British Bush bashing

In Großbritannien wäre man froh über einen demokratischen Präsidenten. von matthias becker

Eine große Mehrheit der Briten ist gegen eine zweite Amtszeit des derzeitigen Präsidenten George W. Bush. Als Gründe für diese Haltung werden üblicherweise genannt: die Nichtunterzeichnung des Kyoto-Protokolls zur Reduzierung der Treibhausgase, der Krieg im Irak und die Doktrin der Präventivschläge, die Frontstellung gegen die Uno und den Internationalen Strafgerichtshof. Mit einem Wort, der so genannte Unilateralismus der derzeitigen Regierung behagt den Briten nicht. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts HI Europe ergab kürzlich, dass in Großbritannien nur zwölf Prozent der Wähler ihr Kreuz bei Bush machen würden.

Die Abneigung gegen Bush ist in Großbritannien besonders bedeutsam. Jede Regierung, ob konservativ oder sozialdemokratisch, hat stets betont, dass sie die treueste Verbündete der Vereinigten Staaten sei. Seit dem Irakkrieg ist das der Bevölkerung schwerer zu vermitteln. So wurde die vergangene Woche vom Kabinett beschlossene Verlegung von britischen Soldaten ins Zentrum des Irak, wodurch die Amerikaner bei einer anstehenden Offensive entlastet werden sollen, zu einem innenpolitischen Skandal. Politiker aller Fraktionen werteten das Vorgehen als Wahlkampfhilfe für Bush. Immerhin wirft der demokratische Herausforderer John Kerry dem Amtsinhaber vor, für die große Zahl getöteter amerikanischer Soldaten sei auch die Isolation der USA im Kriegsgebiet verantwortlich.

Es herrscht also Wahlkampffieber auf der Insel. In der Tageszeitung Guardian erinnerte sich kürzlich der bekannte englische Kolumnist Jonathan Freedland, wie er einst dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Bob Dole begegnete. Der hörte seinen englischen Akzent und unterbrach den Fragesteller rüde mit den Worten: »In Liverpool gibt es keine Wähler!«

Ist das gerecht? »Wer kann die Entscheidung Bush oder Kerry ernsthaft als innere Angelegenheit der USA bezeichnen?«, fragt Freedland weiter. Seit dieser Kolumne leitet die Zeitung Briefe von britischen an amerikanische Bürger weiter, in denen diese erklären, wer warum Präsident werden sollte. »Achten Sie auf Ihre Wortwahl«, ermahnt die Zeitung die Briefschreiber, und spricht von einem überwältigenden Interesse für ihre Aktion.

Eine ausbaufähige Idee. Nur wenig mehr als die Hälfte der Amerikaner macht von ihrem Wahlrecht Gebrauch, während andererseits überall auf der Welt sich Menschen wünschen, an dieser »schicksalsentscheidenden Wahl« teilzunehmen – warum nicht einfach tauschen? Organisiert den Stimmenkauf! Das ginge beispielsweise über ebay.com – und die Welt bekommt doch noch den Präsidenten, den sie sich wünscht.