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Pressebattle an der Saar

20Cent. Im Saarland tobt ein Krieg. Die zwei größten deutschen Verlagshäuser ringen dort, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, um die Macht auf dem Markt. Springer gegen Hotlzbrinck, Welt gegen Zeit, Bild gegen 20Cent, es geht drunter und drüber.

Die Zeitung 20Cent gibt es seit vergangenem Jahr in und um Cottbus, im Saarland seit Ende März. Nach Angaben des Chefredakteurs Peter Stefan Herbst, der 20Cent bei der Lausitzer Rundschau (Holtzbrinck) in Cottbus mitentwickelt hat und mittlerweile auch noch Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung (Holtzbrinck) ist, wird die Zeitung vor allem geprägt durch »Inhalte wie eine tägliche Single-Börse, Trend-, Musik-, und Lifestyle-Seiten«. Den Rest, Politik oder so, gibt es als Bonbon dazu. Mit der Zeitung wolle man vor allem junge Kundschaft locken, heißt es. Man will also die jungen Menschen Schritt für Schritt mit Billigzeitungen anfixen, so dass sie schließlich einmal alle erwachsene Zeit-Junkies werden.

Seit dem 11. April hat nun auch der Springer-Verlag zwei neue Produkte auf dem saarländischen Zeitungsmarkt. Holtzbrinck versuche, den Markt mit 20Cent zu überschwemmen, verlautet es aus dem Hause Springer, und prompt gibt es seit kurzem die Bild-Zeitung in einer Regionalversion Saar. Und auch noch zu einem unschlagbaren Preis. Fürs erste kostet sie zehn Cent und erscheint in einer mehr als verdoppelten Auflage.

Aber damit nicht genug. Zusätzlich gibt es im Saarland jetzt auch die in anderen Städten schon seit dem letzten Jahr bekannte Welt-Kompakt, inklusive einem zweiseitigen Regionalteil Saar, zur Einführung gratis. Irgendwann soll sie dann 50 Cent kosten. Künftig kann im Saarland also zumindest eine Sache als sicher gelten: In allen Zeitungen steht dasselbe. (br)

Uschi hautnah

Uschi Glas. Es wäre das erste Mal in der 40jährigen Geschichte der Stiftung Warentest gewesen, dass man Schadensersatzforderungen hätte nachkommen müssen. Uschi Glas hatte gegen die Stiftung geklagt, weil diese ihrer Gesichtscreme das K.O.-Zeugnis »mangelhaft« ausgestellt hatte.

Rufmord also, 80 Prozent Umsatzeinbruch für »Uschi Hautnah«, Schmach und Schande. Mehrere Testpersonen hätten bereits vor der Benutzung der Creme mit Hautproblemen zu kämpfen gehabt, und Stiftung Warentest habe sich Uschi Glas bewusst als prominentes Opfer ausgesucht, um so die test-Auflage zu steigern. Sagt Uschi Glas.

Das Gericht hielt diese Vorwürfe für absurd. Die Creme sei einwandfrei getestet worden, heißt es in dem Urteil – die Klage wurde abgelehnt. Man kann also davon ausgehen, dass »Uschi Hautnah« tatsächlich eine in Tiegel abgefüllte Körperverletzung ist. Uschi Glas kann sich ihren Schadensersatz wohl ein für allemal abschminken. Nichtsdestotrotz und nach wie vor will sie nichts von Pickeln, Pusteln, Schuppen und Juckreiz wissen. Schließlich geht es ihr darum, das Gesicht zu wahren. (br)

Bruno Ganz in Israel

»Der Untergang«. Oliver Hirschbiegels Film »Der Untergang« soll in die israelischen Kinos kommen. Weil sich die Verleihfirma nicht sicher war, ob sie den Schinken über die letzten Tage des »Führers« Holocaust-Überlebenden zumuten könne, ließ sie in Probevorführungen darüber abstimmen, ob man den Film in Israel zeigen solle oder nicht. Die Testzuschauer haben sich dafür ausgesprochen. Die Leidensfähigkeit der Israelis wird also demnächst auf eine harte Probe gestellt. (aha)

Schade, schade

Frankfurter Buchmesse. Nordkorea hat nunmehr offiziell klar gemacht, dass es kein Interersse daran hat, sich an dem Korea-Schwerpunkt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zu beteiligen. Das ist schade, denn man hätte sie gerne einmal näher kennen gelernt, die nordkoreanische Literatur. Der bekannteste Schriftsteller, der auch ein weltberühmter Philosoph ist und sich als Architekt und Opernregisseur einen Namen gemacht hat, ist übrigens Kim Yong-il. (aha)

Allahs Groove

Popmüzik. Gegen Popmusik haben die Abgeordneten aus den Reihen der türkischen Regierungspartei AKP eigentlich nichts, nicht umsonst nennt man sie »Softcore-Islamisten«. Aber der gegenwärtige Zustand des Türkpops behagt dem Abgeordneten Faruk Anbarcioglu überhaupt nicht: »Die Popmusik ist zur bloßen Zurschaustellung von Körpern verkommen«, sagt er. »In dieser Musik geht es nur noch um Sex. Wir wollen, dass die Musik wieder den Geist anspricht.« Deshalb hat er mit neun gleichgesinnten Kollegen aus dem Parlament einen Chor gegründet, um dem Verfall der Popmusik entgegenzuwirken. Nun will man bei staatlichen Musikern Gesangsstunden nehmen und hat einen entsprechenden Antrag beim Kulturministerium eingereicht. In dieser Woche soll die Band erstmals öffentlich auftreten, hat aber immer noch keinen Namen. Wie wär’s mit Mullahs on the Block, Fat-Wa Boys oder Dead Atatürks? (dy)

Der Prozess IV

Michael Jackson. Säße Gene Simmons von der Band Kiss auf der Anklagebank, klänge die Beschuldigung, die die Mutter eines angeblichen Opfers von Michael Jackson in der vergangenen Woche im Missbrauchsprozess gegen den gefallenen Popkönig vorgebracht hat, plausibel. Denn Gene Simmons verfügt mit seiner allseits bekannten Riesenzunge über die anatomischen Voraussetzungen, um aus dem Vorgang des reinen Leckens eine Art Gewalttat werden zu lassen. Der Mutter im Zeugenstand zufolge soll Jackson ihrem Sohn nämlich während einer Flugreise 2003 tatsächlich den Kopf abgeleckt haben, was immer das auch bedeuten mag. Weitere Details der angeblichen Exzesse in 10 000 Metern Höhe blieb die Berichterstattung aus dem Gerichtssaal jedoch schuldig. Einer ebenfalls zu dem Vorfall befragten Stewardess seien jedoch keine unsittlichen Handlungen aufgefallen. (ms)