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Nö zum Heinrich-Heine-Preis

Peter Handke. Peter Handke verzichtet auf den Heinrich-Heine-Preis. Wir wiederholen: Peter Handke verzichtet auf den Heinrich-Heine-Preis. Damit wäre auch das ausgestanden. (aha)

Nö zu »Da Vinci Code«

China. Hollywood-Filme sind in China wie überall in der Welt äußerst beliebt. Damit die Liebe der Chinesen zu Kulturerzeugnissen aus den USA nicht jedes Maß übersteigt, versucht die Regierung diese in geregelte Bahnen zu lenken. Jedes Jahr wird nur eine bestimmte Anzahl an Filmen zugelassen, die dann aber laufen und laufen. So kommt es, dass der auch in China ungemein erfolgreiche Film »Titanic« in einigen chinesischen Kinos immer noch zu sehen ist.

Doch nun wurde der Film »Der Da Vinci Code« erstaunlicherweise zurückgezogen. Und zwar nicht, weil darin das Leben Jesu nicht den Maßgaben der katholischen Kirche entsprechend erzählt wird, das könnte den Chinesen ja herzlich egal sein, sondern angeblich weil der Film bereits viel zu erfolgreich in China gelaufen sei.

Die Maßnahme soll der heimischen Filmindustrie dienlich sein; doch mit ihrer Entscheidung befindet sich Chinas Regierung wohl eher auf verlorenem Posten. Der chinesische Film boomt zwar, doch eher außerhalb Chinas als im Lande selbst, wo jeder halbwegs kr­i­tische Film, der im Ausland auf Festivals gezeigt wird, immer noch schnell im Giftschrank landet. (aha)

Merkels Botschaften

Podcast. Die Bundesregierung ist technisch mal ganz vorne dabei. Findet die Bundesregierung. Denn Angela Merkel nutzt als erste Regierungschefin der Welt das Medium Video-Podcast, wie Regierungssprecher Thomas Steg in der vorigen Woche ganz stolz verkündete. Gut, man muss präzisieren: Auch Arnold Schwarzenegger ist ein Pod­caster, doch Merkel ist eben die erste, die in ihren Online-Botschaften auch mit bewegten Bildern arbeitet.

Manchmal machen es eben die feinen Unterschiede aus. Nicht, dass es diese Bilder wirklich rausreißen würden. Merkels Ansprache, die es fortan unter www.kanzlerin.de jeden Samstag geben wird, ist so dröge, wie man es von der Kanzlerin erwarten musste. Ihr hilft eben auch kein Podcast, um etwas telegener zu wirken.

In ihrer ersten Botschaft an die Nation spricht sie über Fußball, was nun wenig erstaunlich ist. Jetzt geht es los, sagt die Kanzlerin matt. Dann wartet man darauf, dass diese Versprechung wahr gemacht wird. Aber so richtig will es dann einfach nicht los ge­hen. (aha)

Der Name der Liga

Bundesliga. Viel war vor der Fußballweltmeisterschaft mal wieder die Rede von der »Kommerzialisierung des Sports«. So viel WM-Heizdecken, Hundeknochen in Nationalfarben und Massen von Werbung mit Fußballmetaphern gab es schließlich noch nie.

Der eigentliche Hammer betrifft nun allerdings nicht die Fußball-WM, sondern die Bundesliga. Für die interessiert sich gerade kein Mensch, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass die Bekanntmachung, aus der Bundesliga ab 2007 die »T-Com-Liga« machen zu wollen, weil das der Geschäftspartner der Bundesliga so wünscht, bislang nur für wenig Aufregung gesorgt hat.

»Bundesliga« ist zwar auch nicht gerade glamourös, wenn man bedenkt, dass in England die besten Mannschaften des Landes immerhin in einer »Premier League« zusammengefasst werden, was wenigstens ein wenig nach Spitzenklasse klingt. Doch »T-Com-Liga« hört sich richtig schäbig an, schlimmer noch als »Cola-Olympiade« oder »Allianz-Arena«. »Komm, lass uns mal gemeinsam die Ergebnisse der T-Com-Liga checken« - wer möchte so einen Satz schon hören geschweige denn sagen?

Andererseits sorgt das Engagement der Telekom auch für mehr Geld in der Bundesliga, und noch mehr Geld sorgt für volle Kassen in den Vereinen, und volle Kassen bringen eventuell auch Einkäufe besserer Spieler mit sich, und bessere Spieler sorgen für ein höheres Niveau in der »T-Com-Liga«, und ein höheres Niveau in der »T-Com-Liga« sorgt vielleicht auch für einen Aufschwung in der deutschen Fußballnationalmannschaft. Und so werden wir dann doch noch Weltmeister, im Jahr 2010. (aha)

Karlheinz ist tot

Drafi Deutscher. Als Sänger blieb er immer der Mann, der den Gassenhauer »Marmor, Stein und Eisen bricht« zu verantworten hat, einen Fetenhit, der auch 40 Jahre nach seiner Entstehung nicht tot zu kriegen ist. Drafi Deutscher wurde jedoch noch viel erfolgreicher hinter den Kulissen, als Produzent und Songschreiber. Über 200 Hits hat er im Laufe seine Karriere komponiert, für Stars und Sternchen des Schlagers wie Peggy March und Katja Ebstein. Erfolge wie »Jenseits von Eden« und »Mama Leone« stammen von ihm.

Dabei hatte es Deutscher nicht immer leicht. Der in Berlin geborene Musiker, der mit Vornamen eigentlich Karlheinz hieß, wuchs in Heimen auf, landete in Obdachlosenunterkünften und schlug sich so durch. Dank seines Erfolgs in jungen Jahren änderte sich sein Leben jedoch radikal, und er wurde zu einer der einflussreichsten Figu­ren des deutschen Schlagers in Zeiten, in denen mit dem deutschen Schlager noch richtig Geld zu machen war.

Später, gegen Ende seiner Karriere, als kaum jemand mehr einen Song von ihm hören wollte, war Deutscher vor allem ein Fall für den Boulevard. Drogengeschichten, Skandale mit viel zu jungen Frauen: Deutscher kam aus den Schlagzeilen kaum mehr heraus, bis es dann endgültig still um ihn wurde. Er wurde vergessen, nicht einmal die Talkshows wollten ihn mehr haben. Zuletzt war nur noch die Rede von seiner Herzkrankheit. In der vorigen Woche starb er im Alter von 60 Jahren. Beigesetzt werden soll er in Berlin, weil er das so wollte. Berlin, das sei die Stadt seiner Großmutter gewesen, und ihr wollte er auch nach dem Tod ganz nahe sein. (aha)