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Ulrich Mühe ist tot

Nachruf. Mit seiner Oscar-reifen Verkörperung eines Stasi-Agenten, der den anderen beim Leben zusieht, schien Ulrich Mühe gerade im Zenit seiner Schauspielerkarriere angekommen zu sein. Umso unerwarteter kam die Nachricht von seiner Krebserkrankung und die von seinem Tod nur wenige Tage darauf. Heiner Müller gehörte zu seinen Förderern und holte ihn an die Volksbühne nach Berlin. Mühe war gleichermaßen als Theaterschauspieler wie als Darsteller in Kino- und Fernsehfilmen erfolgreich. Er spielte Figuren und Stücke von historischer Relevanz, in Bernhard Wickis »Spinnennetz«, Helmut Dietls »Schtonk« oder im »Stellvertreter« nach Rolf Hochhuth. Deutsche Themen und Geschichte eben. Die Paraderolle in dem Stasidrama »Das Leben der anderen« fand eine düstere Parallele in seinem Privatleben. Bis 1990 war Mühe mit der im letzten Jahr verstorbenen Schauspielerin Jenny Gröllmann verheiratet, deren Verstrickung mit der Staatssicherheit zu einem gerichtlich ausgetragenen Streit führte. her

George Tabori ist tot

Nachruf. George Tabori war zu Lebzeiten die große knorrige Theater­legende, von der man dachte, dass sie schon im Diesseits unsterblich sei. Nun ist der zuletzt am Berliner Ensemble tätige Tabori 93jährig verstorben. Seine Biografie war mit seiner Arbeit als Regisseur und Autor aufs Engste verbunden. 1914 als Sohn einer jüdisch-ungarischen Mutter geboren, die dem Vernichtungsapparat der Nazis entkam, konzentrierte sich Tabori mit Stücken wie »Mutter Courage«, »Mutters Courage«, »Die Kannibalen«, »Mein Kampf« und »Die Goldberg-Variationen« auf die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Zum Abschied hat Claus Peymann für ihn die schönen schlichten Worte gefunden: »Er war ein weiser und kindlicher Mensch, ein wunderbarer Zauberer.« her

Die singende Maschinenpistole

Thompson. In Kroatien hat Marko Perkovic alias Thompson eine große Fangemeinde, zu der auch zahlreiche Neonazis gehören. Nicht umsonst, schließlich sind die Lieder des Sängers, der sich nach einer im Kroatien-Krieg benutzten Maschinenpistole benannt hat, völlig eindeutig. Nos­talgisch wird über das Ustasa-Regime getextet, in dem Stück »Jasenovac i Gradiška Stara« wird der im KZ Jasenovac begangene Völkermord besungen, und die Konzerteinnahmen spendet er schon mal für die Verteidigung mutmaßlicher Kriegsverbrecher. Aus diesen Gründen hatte das Simon-Wiesenthal-Zentrum versucht, die Ausstrahlung seines Konzertes im öffentlich-rechtlichen Fernsehen HRT zu verhindern. Rundfunkrätin Jadranka Kolarevic verteidigte den Sänger jedoch, indem sie argumentierte, solange in Palästina täglich Menschen stürben, solle das Zentrum die Situation in Kroatien besser nicht kommentieren. Nun fordert Israels Botschafter in Zagreb, Shmuel Meirom, die Absetzung der Rundfunkrätin. her

Glücksgöttin beschissen

TV-Skandal. Von einer »sehr ernsten Angelegenheit« spricht der britische Premierminister Gordon Brown und will eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe. Nein, es geht nicht um britische Truppen, die im Irak-Krieg versagt haben, sondern um einen Skandal um manipulierte Telefon-Gewinnspiele bei diversen britischen Fernsehsendern, der sich inzwischen zu einem Politikum ausgewachsen hat. Paul Corley hat bereits zugesagt, seinen Job als Leiter des Frühstücksfernsehsenders GMTV aufzugeben. Bei dem Sender sollen die Gewinner der Quiz-Sendungen schon vorher festgestanden haben. Noch dramatischer: Ähnliche Vorfälle hat es unter anderem auch bei der ehrwürdigen BBC gegeben, die bereits wegen der »Queen-Affäre« schwächelt. Am Schneidetisch war ein Video entstanden, in dem fälschlicherweise behauptet wurde, die Queen sei aus einem Termin mit einem bekannten Fotografen wütend herausgestürmt. Die Bilder zeigten aber die hereinstürmende Königin. her