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Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Der letzte linke Student ist beglückt. Denn: der letzte linke Student hat Hoffnung. Hoffnung ist wie Wissen ohne Gewissheit. Hoffnung ist wie das Erleben einer Utopie in der Gegenwart. Hoffnung ist ein Segen für jene, die nicht glauben dürfen. Glaube nämlich: ist ein Unding und ein Quatsch für Nichtlinke. Merke: Glaube macht dumm! Hoffnung hingegen, Hoffnung: die macht schlau. Weil sie: den Revolu­tionär stärkt. Weil sie: ihn anfüllt mit Leben.

Aber warum hat der letzte linke Student eigentlich Hoffnung? Der letzte linke Student hat Hoffnung, denn die Welt ist doch gut. Gut ist die Welt: denn die Grünen haben zu sich selbst zurückgefunden. Bei sich selbst nämlich sind die Grünen links. Und links haben sie sich verhalten. Die Grünen haben gegen Krieg und Barbarei gestimmt. Und zugleich haben die Grünen ihre Chefs blamiert. Das ist a) ein Aufstand gegen Obrigkeit und Gehorsam. Und b) ein Aufstand für den Frieden in der Welt. Fast glaubt man schon: die Grünen machen jetzt auch wieder handfeste Demos vor Atomkraftwerken. »Man« ist in diesem Fall: der letzte linke Student.

Und der letzte linke Student schaut auf sein besonderes Notizbuch. Darin steht: »Wenn die Grünen wieder Linke sind und man die Linke noch dazu summiert, wenn man schließlich noch die freien Radikalen nimmt, dann sind wir schon ein Viertel der Leute im Land. Das nenne ich eine ordentliche Machtbasis.« Das ist gut gesagt. Und auf den Punkt gebracht. Vor allem aber ist es: beglückend. Denn: wenn die Linke schon beinahe die Mehrheit hat, dann kann es nicht mehr lang dauern mit der Revolution. Und auch wir sollten lieber schon mal die Gewehre ölen, denn bald wird es mächtig Rabatz geben!