Leroylize it!

Eine »schwarze« Komödie, »politisch herr­lich unkorrekt«, »frei von moralinem Ballast« – das soll der Film »Leroy« laut Werbung sein. von jürgen kiontke

Im Zentrum von Armin Völckers’ Kurzfilm steht ein 17jähriger Berliner mit Riesen-Afro-Look und mit Vorliebe für die deutsche Kultur. Nun steht die erste große Liebe an, und die muss ausgerechnet Eva heißen, deren Vater sitzt für die Republikaner in der Bezirksversammlung. Außer Eva hat er noch einen Haufen dumpfer Nazi-Söhne. Um mit dem Ärger umzugehen, wendet sich Leroy seinen Wurzeln zu. In einem Plattenladen erfährt er von den »Blaxploitation-Filmen« der Siebziger, von Funk, von schwar­zem Selbstbewusstsein und dem Su­perhelden Shaft. Abschließend werden die Nazis unter Mithilfe militanter Lesben vermöbelt.

Das – haha – »schwarz« von »schwarzer Kömodie« dürften wir hiermit geklärt haben. Worauf mag sich »politisch unkorrekt« beziehen? Mit dem »moralinen Ballast« scheint jedenfalls die Mutter gemeint zu sein: Ihre linksliberalen Ideen möchte sie Leroy just in dem Moment verklickern, wo er mit Eva poppen will. Leroys afrodeutscher Vater steht derweil als Erfindertrottel daneben. Und zum »politisch unkorrekt« – ist damit etwa gemeint, dass einer gegen Rassismus und Ausgrenzung kämpft? Vielmehr soll der Film wohl als Statement eines aufgeschlossenen, weltoffenen Deutschtums zu verstehen sein, das den Nationalgedanken mit der Idee der multiethnischen Bevölkerung verbindet. Nazi-Skins stehen da als vormoderne Restposten im Weg rum. Was »Leroy« zu keiner Zeit in den Griff kriegt, ist, dass es bei der rechten Jugendkultur nicht um Logik geht. Und dass sie in manchen Gegenden allgegenwärtig ist. Würde der Film das berücksichtigen, wären die Nazi-Skins keine harmlosen Deppen mehr, denen in 80 Minuten Kino per Konfrontationstherapie ein Lernfortschritt gelänge.

Derlei Mängel kompensiert der Film mit Moral – in Form eines Bekenntnisses zum deutschen Wesen, wie es etwa in den Weltmeisterschaftsgesängen eines schwarz-rot-gold-gewickelten Xavier Naidoo anzutreffen ist. Haupt­sache, die Nationalhymne ist gerappt. In manchen Ballungszentren sind schon die ersten Schablonen-Graffiti aufgetaucht, ein Bundesadler im Afro-Look, versehen mit dem Schriftzug: »Leroylize it«. Hoffentlich hilft’s.

»Leroy« (D 2006). R: Armin Völckers. Start: 27. September