770 000 000

Die europäischen Politiker werden sich ein wenig mehr anstrengen müssen. Sie wollen knapp 190 Millionen Dollar für die Nahrungsmittelhilfe bereitstellen, um die globale Hungerkrise zu mildern. Etwa die Hälfte dieser Summe stammt aus dem bereits bewilligten Hilfsbudget. So wird das nichts mit der humanen Weltmacht, die sich entschlossen dem gierigen amerikanischen Imperium entgegenstellt. Denn George W. Bush hat den Kongress aufgefordert, zusätzlich zu den bereits bewilligten 200 Millionen weitere 770 Millionen Dollar für die Nothilfe bereitzustellen. Allerdings müssen die Hungernden auf den Beginn des nächsten Fiskaljahres am 1. Oktober warten, denn das Geld ist erst für das Budgetjahr 2009 vorgesehen.
Die von den beiden bedeutendsten Weltmächten bereitgestellte Summe erreicht fast die Höhe der Gewinnsteigerungen, die die drei Agrarkonzerne Monsanto, Cargill und Mosaic Company in ersten Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahr erzielten. Jedes der drei Unternehmen verdiente etwa 500 Millionen Dollar mehr. 2007, in »einem der aufregendsten Jahre meiner Amtszeit«, wie der Monsanto-Vorsitzende Hugh Grant den »lieben Aktionären« mitteilt, gab es »Rekordergebnisse« und »die höchste Dividendensteigerung in unserer Geschichte«.
Das von der EU und den USA bewilligte Geld dürfte dazu beitragen, dass die Profite Monsantos und anderer Agrarkonzerne weiter steigen. Die wachsende Nachfrage führt zu weiteren Preissteigerungen, jeder Investor kann sich bereits ausrechnen, wann die Käufer der Regierungen, der NGO und der Uno ausschwärmen. Verwendet wird es wohl vornehmlich für den Kauf amerikanischer und europäischer Landwirtschaftsprodukte, zumal bevölkerungsreiche Schwellenländer den Export von Grundnahrungsmitteln weitgehend eingestellt haben. Die Verteilung der Nahrungsmittel aus Staaten, die nach Angaben des UN-Experten Olivier de Schutter derzeit jährlich 350 Milliarden Dollar für Agrarsubventionen ausgeben, schädigt die kleinbäuerliche Landwirtschaft in den Empfängerländern. Die Förderung der Biospritproduktion steigert die Agrarsubventionen weiter. So tragen die Hilfszahlungen zur Stärkung der Wirtschaftsstrukturen bei, die die Hungerkrise verursacht haben. js