»Volksrad klingt fetzig«

Aus Protest gegen die Schließung besetzten die Beschäftigten im Juli 2007 das Fahrradwerk im thüringischen Nordhausen. In der Zeit der Besetzung stellten sie das »Strike Bike« her. Nach der endgültigen Schließung haben die Beschäftigten die »Strike Bike« GmbH gegründet. In dieser Woche hat sie im alten Werk den Betrieb aufgenommen.

Kommen denn schon wieder Fahrräder vom Band?

Wir produzieren mal 50, mal 80 Räder am Tag, je nach Auftragslage. In Zukunft wollen wir im Jahr etwa 20 000 Fahrräder herstellen, die nicht mehr über das Internet, sondern über Fachhändler vertrieben werden.

Wie ist der Betrieb organisiert?

Er ist selbstverwaltet. Alle 21 Leute erhalten den gleichen Lohn. Jeder kann entscheiden, wann er anfängt, an welcher Stelle der Produktion er arbeitet und wann er eine Pause einlegt.

Von 135 ehemaligen Kollegen sind 21 bei »Strike Bike« beschäftigt. Wie ging die Auswahl vonstatten?

Sie war unglaublich schwierig. Zum einen braucht man erfahrene Leute. Andererseits war es uns wichtig, ältere Kollegen aufzunehmen. Ab 40 wird es schwer, Arbeit zu finden. Der einzige Schwerbehinderte, der hier vorher beschäftigt war, ist wieder dabei. Eine alleinerziehende Mutter arbeitet auch bei uns.

Wie steht es für die Übrigen?

Etwa 40 haben neue Arbeitsplätze gefunden. Andere nehmen an der Transfermaßnahme teil. Einige warten auf die Rente. Und etwa 30 sind schlicht arbeitslos.

Vor »Volksprodukten« kann man sich in Deutschland kaum retten. Warum haben Sie ihr neues Modell »Volksrad« genannt?

Es werden viele Sachen in diesem »Denglisch« gesagt. Mit dem »Strike Bike« war das genauso. Wir dachten uns: Volksrad, klingt doch fetzig. Außerdem ist es ein Rad für alle. Es wird zu 95 Prozent vormontiert. Man muss nur noch den Lenker justieren, die Pedale anschrauben, und es kann losgehen.