Erdenkt Verbote!

Es ist eine Schande! Mehr noch: es ist eine große Schande! Daher: muss der letzte linke Student nun laut fluchen. Daher: muss der letzte linke Student sogar verächtlich ausspucken. Und das: sogar mehrmals! Pfui! Pfui! Fluchen und ausspucken muss der letzte linke Student: denn es ist ein Verrat geschehen. Ein Verrat unfassbaren Ausmaßes. Ein Überverrat: sozusagen.
Denn: ein Gewerkschafter ist ein Manager geworden. Und zwar: ein führender Gewerkschafter. Und schlimmer noch: Manager in einem großen Konzern. Und schlimmer als schlimmer noch: der Manager, der früher Gewerkschafter war, ist nun der Personalvorstand des Konzerns. Und am allerschlimmsten überhaupt: der Manager, der früher Gewerkschafter war und nun Personalvorstand ist, kündigt gleich Entlassungen an. Dabei: könnte er doch verändern. Und gestalten. Und: alles besser und schöner machen. Weil er: nun Macht hat. Doch: er nutzt die Macht gegen die Arbeiterklasse.
So aber: besudelt er die Gewerkschaften mit seinem Sein. Präziser: er macht die Gewerkschaften lächerlich mit seinem Sein. Und auch: mit seinem Tun. Folglich schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch: »Das also hat uns die Abhängigkeit von den Gewerkschaften gebracht. Der Arbeitskampf verliert seine Glaubwürdigkeit. Und damit an Reiz. Das hier ist nicht der erste dieser Fälle. Die Gewerkschafter fallen oft um. Am besten wäre es daher, die Gewerkschaften allesamt zu verbieten. Solange, bis die Revolution gesiegt hat.« Das schreibt der letzte linke Student. Und denkt: eigentlich sollte man gleich ans Werk gehen. Und schreibt schnell: eine Polemik für die Studentenzeitung. Und auch wir sollten uns nicht immer nur ärgern, sondern handeln, handeln, handeln!