»Wir haben Lichtschranken«

Am Tag der Eröffnung hat ein Besucher in der Berliner Filiale von Madame Tussaud der Wachsfigur von Adolf Hitler den Kopf abgerissen. Das Hamburger Panoptikum, das älteste Wachsfigurenkabinett in Deutschland, stellt neben der Figur von Hitler noch die Abgüsse von Joseph Goebbels und Hermann Göring aus. Hayo ­Faerber, der Leiter des Panoptikums, spricht über seine Ausstellungsstücke.

Seit wann stehen die Figuren in Ihrem Haus?
1941 sollten Hitler, Goebbels und Göring ausgestellt werden. Meinem Großonkel, der das Panoptikum leitete, wurde das vom Propa­gandaministerium untersagt. Das Haus wurde 1943 durch Bomben zerstört. Die Figuren verbrannten. Da ihre Formen nach dem Krieg noch vorhanden waren, hat mein Großonkel Zweitgüsse anfertigen lassen. Ab 1948 wurden sie gezeigt.
Wie hat die Öffentlichkeit damals reagiert?
Es gab Presseberichte, kleine Meldungen.
Die Figuren dürften die Bevölkerung kaum gestört haben.
Es hat niemand Anstoß an ihnen genommen. Einem Historiker zufolge gab es Probleme mit den britischen Besatzungsbehörden. Die Figuren mussten aber nicht entfernt werden.
Wie werden sie zurzeit präsentiert?
Vor der Gruppe stehen Figuren der Geschwister Scholl. Sophie Scholl hält das Flugblatt in den Händen, das die Widerstandsgruppe kurz vor der Verhaftung verteilte. Unsere Besucher können Flugblätter mitnehmen. Wir drucken jedes Jahr Tausende. Der Text steht auch auf einer Tafel. Unkommentiert würde ich die Figuren nicht ausstellen.
Können Sie die derzeitige Diskussion nachvollziehen?
Ich kann die Bedenken verstehen. Aber wir haben im Zuge der Diskussion eine Besucherumfrage durchgeführt. Kein einziger hat sich beschwert.
Werden Sie nach dem Vorfall in Berlin die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen?
Nein. Wir haben Lichtschranken. Die reichen.