2000

»Unsere Finger werden immer am Abzug sein, und unsere Raketen sind stets startbereit.« Hussein Salami, der Kommandeur der Luftstreifkräfte der »Revolutionsgarden«, gehört zu den iranischen Islamisten mit einer Vorliebe für martialische Rhetorik. Er kommentierte in der vergangenen Woche den Testabschuss mehrerer Raketen. Einige von ihnen sollen nach iranischen Angaben mit einer Reichweite von 2 000 Kilometern nicht nur nahe gelegene US-Basen, sondern auch Israel erreichen können. Doch bald stellte sich heraus, dass die »Revolutionsgarden« ihre Finger an der Tastatur hatten, um ein Foto zu manipulieren. Auf ihrer Website Sepah News hatten sie das eindrucksvolle Bild veröffentlicht, auf dem vier Raketen in den Himmel rasen. Über die Nachrichtenagentur AFP landete es auf den Titelseiten etlicher großer Tageszeitungen in der ganzen Welt. Letztlich wurde die eigentlich amateurhafte Manipulation nur erkannt, weil auf Sepah News neben der Fälschung auch ein Sekundenbruchteile zuvor aufgenommenes Original zu finden war. Um den Fehlstart zu vertuschen, war »eine der Raketen offenbar hinzugefügt worden«, wie auch AFP schließlich einräumen musste.
Die meisten Militäranalytiker gehen überdies davon aus, dass die Reichweite der iranischen Raketen 1 300 Kilometer nicht über­steigt, und werten die Tests als symbolische Drohung. Gefährlicher für Israel dürften derzeit iranische Raketen sein, die an die Hizbollah geliefert wurden.
Im Juni nahmen mehr als 100 israelische Kampfjets, unterstützt von Tankflugzeugen, an einem Manöver über dem Mittelmeer teil – über eine Entfernung, die der zur Urananreicherungs­anlage im iranischen Natanz entspricht. Die nervösen Aktivitäten der Mullahs reihen sich ein in eine Serie von medienwirksamen Versuchen, potenzielle Angreifer abzuschrecken. So kündigte General Mir-Faisal Bagherzadeh an, man werde vorsorglich 320 000 Gräber für »feindliche Soldaten« ausheben. Militärische Machtdemonstrationen dienen nicht zuletzt innenpolitischen Zielen, meint Alex Vatanka, Analytiker der renommierten Jane’s Informa­tion Group. Sie sollten nationalistische Emotionen wecken, aber auch der Opposition signalisieren, dass das Regime weiterhin stark und gewaltbereit sei.