»900 Megabyte Nazimist«

In der vergangenen Woche gelang es antifaschistischen Hackern, den Server der Neonazi-Organisation »Blood&Honour« zu knacken. Sie machten über 30 000 Datensätze öffentlich – Fotos, IP-Adressen, Foreneinträge. In einem Forum sammelten die Neonazis die Namen und Adressen politischer Gegner. Drohungen richteten sich u.a. gegen die sächsische Landtagsabgeordnete der Linkspartei und Bundessprecherin des Parteijugendverbandes Solid, Julia Bonk.

Welche Drohungen wurden gegen Sie ausgesprochen?

Ein User hat mich in die Liste der zu verfolgenden Personen eingetragen. Verschiedene User haben Vorschläge gemacht, wie mit mir zu verfahren sei. Es gab die Ankündigung, ich solle mich auf Unfälle gefasst machen. Ich habe noch nicht das vollständige Material gesichtet. Vielleicht will ich nicht alles lesen: 900 Megabyte Nazimist!

Wie ernst nehmen Sie solche Drohungen?

Einerseits sollte man sie ernst nehmen. Andererseits habe ich mir die bisherigen Anfeindungen nie persönlich zu Herzen genommen. Die Rechte arbeitet mit Hassbildern. Das ist das Ziel solcher Drohungen: Einschüchterung. Die demokratische Willensbildung und das Engagement gegen rechts sollen unterbunden werden.

Kann man rechtlich gegen die betreffenden User vorgehen?

Wenn es möglich sein sollte, werde ich die entsprechenden User anzeigen, schon allein, um ihr Handeln als rechtsextreme Straftat öffentlich zu machen.

»Blood&Honour« ist seit dem Jahr 2000 in Deutschland verboten. Weiß der sächsische Verfassungsschutz, welche Nachfolgegruppen tätig sind?

Die Netzwerke haben sich reorganisiert, vor allem lokal orientiert. Dem Verfassungsschutz hingegen ist über eineinhalb Jahre lang nicht einmal aufgefallen, was in dem Forum vor sich gegangen ist. Der sächsische Innenminister wird am Donnerstag dieser Woche im Ausschuss zu dem Vorfall Stellung nehmen. Er soll darlegen, wie ich und die anderen Personen, die auf der Liste aufgeführt werden, geschützt werden können.