Krise als Chance

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Tony Blair hatte drei, Alexander Lukaschenko und Hugo Chávez bisher auch, wer weiß, wie viele noch folgen, Wladimir Putin hat es sich anders organisiert, Helmut Kohl hatte mindestens vier und Otto Rehagel 14. Für George W. Bush jedoch ist die zweite definitiv die letzte Amtszeit. Eigentlich gilt eine Befristung auf zwei Amtszeiten auch für den Bürgermeister der US-Metropole New York. »Mayor Mike«, Bürgermeister Michael Bloomberg, hatte, um zu veranschaulichen, welche dramatische, ja apokalyptische Dimension das Ende seiner Wirkungszeit haben werde, in allen Büros seiner Behörde Uhren einbauen lassen, die die ihm verbleibende Amtszeit anzeigen.
»Bloomie«, wie die New Yorker sagen, liebt sein Amt. So sehr, dass er sich nur einen symbolischen Dollar im Monat als Gehalt auszahlen lässt; so sehr, dass das ehemalige Mitglied der Demokraten für die erste Wahl 2001 mal eben den Republikanern beitrat, um diese nach erfolgter Wahl zum Bürgermeister auch rasch wieder zu verlassen. Der seither parteilose Bloomberg hatte seitdem einen großen, natürlich rein altruistischen Traum: eine dritte Amtszeit, ach, das hatte er sich so sehr gewünscht, doch der Stadtrat wollte ihm diesen Gefallen nicht tun.
Nun aber ist der Milliardär und Besitzer des nach ihm benannten Börsen-Fernsehsenders und einer Wirtschaftsnachrichten­agentur offenbar der erste Gewinner der Finanzkrise. In diesen schwierigen Zeiten sei ein erfahrener Mann an der Spitze für New York unerlässlich, lautete die Begründung für einen Gesetzesentwurf Bloombergs, der ihm eine dritte Amtszeit ermöglichen soll. Und tatsächlich folgte der Stadtrat nun dieser eigenwilligen Argumentation. Zwar muss Bloomberg im Herbst 2009 noch gewählt werden, aber dies dürfte kein großes Problem sein, denn er ist äußerst beliebt in der Stadt. Es sei denn, selbst der so »erfahrene Mann« kann die Folgen der Finanzkrise für die Stadt der Wall Street nicht abwenden. Das aber liegt sicher jenseits der Vorstellungskraft, zumindest der von Michael Bloomberg.