Durchhörbarer Rotzebrei

Was muss man sich eigentlich unter einem »Hörfunkdirektor« vorstellen? Einer, der sich so nennen lässt, ist wohl ein übler Bürokrat, der Begriffe wie »Konsolidierungsplan« verwendet oder Technokratensätze sagt wie: »Wir haben nach der Media-Analyse die Profile der Hörfunkwellen nochmals nach­justiert.« Und siehe da: Genau so einer, der so spricht und denkt wie ein Buchhalter, von dem man vermuten darf, dass er den Narhallamarsch für die größte musikalische Kulturleistung der letzten 100 Jahre hält, und dass ansonsten seine große Leidenschaft darin besteht, Aktenordner von A nach B zu tragen, ist der Dr. Heinz Sommer, »Hörfunkdirektor« des Hessischen Rundfunks.
Dort, beim HR, hat man nämlich beschlossen, dass es bei weitem noch nicht genug Radiosender im Lande gibt, auf denen derselbe quälende, gleichförmige und jeden denkenden und fühlenden Menschen täglich aufs neue niederschmetternde akustische Rotzebrei zu hören ist, der sich aus DJ-Bobo-Bumbum, Fahrstuhlmusikbeschallung und dem ebenso stumpfsinnigen wie redundanten Dauergequatsche kenntnisloser Moderatorenkretins zusammensetzt.
Um also den Sender HR3 »mehr auf die Mitte und den Mainstream« zu »fokussieren« und ihn »rund um die Uhr durchhörbar« zu machen, sein Programm also so zu gestalten, dass dem Hörer dort rund um die Uhr derselbe Rotzebrei wie auf allen anderen Kanälen in die Gehörgänge geschmiert wird, hat man beschlossen, die einzige verbliebene Sendung für Menschen mit Verstand und Geschmack, »Der Ball ist rund« von Klaus Walter, zum Jahresende einzustellen, aus Mangel an Hörern, wie es heißt. Das ist ungefähr so, als beschlösse der Leiter der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig, Adornos Werke wegzuschmeißen, weil sie zu selten eingesehen werden. Wer dem Dr. Heinz Sommer mal die Meinung sagen möchte, sollte das schleunigst tun, und zwar dort: www.derballistrund.org/unterschreiben/