Verabschiedet!

Der letzte linke Student kann nicht immer nur hinzugewinnen. Nein, er muss auch Abschied neh­men. Und das: nicht nur jedes Jahr an Silvester. Nein, der letzte linke Student muss auch Abschied nehmen von Dingen, die ihm liebgeworden sind. Etwa: den Kinderspielsachen. Oder: den Illusionen. Oder er muss sich von falschen Freunden trennen. Heute allerdings muss sich der letzte linke Student von was Erhabenerem trennen als von Ding oder Mensch. Heute nämlich: muss sich der letzte linke Student von einem Gott trennen. Ein Gott: der ­Adorno heißt.
Warum muss sich der letzte linke Student von Adorno trennen? Der letzte linke Student hatte es lange nicht wahrhaben wollen. Doch: Adorno war kein richtiger Linker! Adorno wollte immer ein Linker sein. Er wurde es aber nie. Denn: er hasste die Massen. Etwa: hasste Adorno das Fernsehen. Und etwa auch: hasste Adorno den Jazz. Der Jazz aber: war so was wie der HipHop von gestern. Das alles erweist mithin: Adorno hasste die Massenkultur. Und damit: die Massen. Und damit das revolutionäre Subjekt. Das aber heißt: Adorno ist ungleich Lenin. Und Lenin und Adorno sind zwei verschiedene Fronten. Das wiederum heißt: man muss sich entscheiden.
Daher muss der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch schreiben: »A. hatte keine Utopie, nur Kritik. Daher kommen seine Fehlurteile. Wenn A. sagt, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt, so ist das gelogen. Das Leben für die Revolution ist das richtige Leben im falschen. Wer das nicht sehen will, der kann kein Linker sein.« So wird ein Abschied gemacht! Immer: für immer! Und auch wir sollten uns endlich von allem verabschieden, was uns nur denken lässt, nicht aber handeln!