»Rituale und Räucherwerk«

In der hessischen Linkspartei geht es kurz vor den Landtagswahlen turbulent zu. Zahlreiche Mitglieder sind ausgetreten, der Ortsverband Baunatal hat sich vollständig aufgelöst. Können nur noch höhere Mächte helfen? Ein Direktkandidat der Partei ist Günter Biernoth. Er betreibt einen »Hexenladen«, bezeichnet sich selbst als »Magier Ursus« und Anhänger des Wicca-­Kultes und des heid­nisch-nordischen Glaubens. Mat­thias Pöhlmann von der »Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen« gibt Auskunft darüber, was es mit Wicca auf sich hat.

Was ist Wicca?
Wicca kommt aus Großbritannien und ist eine Form des Hexentums. Es geht um Rituale und Magie in der Natur. Viele Anhänger suchen nach einer vermeintlich undogmatischen und natürlichen Spiritualität. Da bietet Wicca einiges: eine Prise Naturnähe, Magie, Rituale und Räucherwerk.
In welchem Zusammenhang steht Wicca zu so genannten heidnisch-nordischen Glaubensrichtungen?
Wicca ist eine neokeltische Richtung des so genannten Neuheidentums. Da der Hexenkult nur eine Projektionsfläche für die Bedürfnisse des spätmodernen Menschen ist, lässt sich einiges mit ihm vermischen.
Wie verbreitet ist der Kult?
Das Interesse hat zugenommen, z.B. in der Gothic-Szene. In deren Zeitschriften taucht das Thema Hexentum immer wieder auf. Es gibt etliche Buchveröffentlichungen. Zahlenmäßig ist die Wicca-Bewegung aber nicht groß und auch nicht homogen.
Ist Wicca ein abseitiges Hobby, oder gibt es auch Gefahren?
Die stark okkult-magische Weltsicht könnte bei einigen Menschen dazu führen, dass sie die Wirklichkeit aus dem Blick verlieren. Das wäre eine Gefahr für die Psyche.
Hat Wicca auch politische Ziele?
Vor etlichen Jahren haben Neuheiden versucht, in die Berliner Grünen einzutreten und die Politik zu beeinflussen. Gerade über die Schiene der Naturnähe und Ökologie haben auch Wiccas eine Schnittstelle zur Politik.