Schwarzer Peter

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Parteivorsitzender ist er nicht, Ministerpräsident ist er nicht, Kanzlerkandidat ist er nicht, aber »Spitzenkandidat«, so darf er sich jetzt nennen: Peter Ram­sauer. Auf Wunsch Horst Seehofers (der ist Parteivorsitzender und Ministerpräsident) wird Ramsauer die Liste der CSU bei den Bundestagswahlen anführen. Es gab Zeiten, da stellte die CSU selbst den Kanzlerkandidaten. Nun wol­lte Seehofer nicht mal den Job des »Spitzenkandidaten« übernehmen, um nicht allein für das durchaus mögliche Wahldebakel der CSU verantwortlich gemacht zu werden.
Doch wer ist dieser »Ramses«, wie er in CSU-Kreisen genannt wird? Als Schüler gründete er die »Basisgruppe Schwarzer Peter«, bis heute ist er Mitglied der schlagenden Burschenschaft Franco-Bavaria, seine Frau ist die Cousine von Sandra Bullock, außerdem hat er drei Beine: »Mein drittes Bein ist die Musik.«
1999 hetzte er gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, denn durch sie würden »massenhaft Millionen, Zigmillionen« in Deutsch­land lebende Ausländer zu »Neodeutschen« gemacht. Zehn Jahre später klagte er: »Die Abnahme der Ausländerkrimi­nalität (…) ist vor allem dadurch herbeigeführt worden, dass Ausländer durch die Zuerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft formal Deutsche geworden sind.« Im Mai 2008 tat er das, wovon die Linkspartei Oskar Lafontaine mit Mühe noch hatte abbringen können: Er stattete den Mullahs in Teheran einen Besuch ab. »In der Wirtschaftsgeschichte ist es nur ganz selten ­gelungen, mit Sanktionen ein Land in die Knie zu zwingen – und das wird auch bei Ihrem Land so sein«, tröstete er den iranischen Außenminister. Ramsauers Anliegen waren die guten Handelsbeziehungen mit dem Iran: »Es wäre eine Schande, wenn die Europäer einfach zulassen würden, dass ihnen dieser Markt entgleitet.« Immerhin ist Ramsauer, wenn auch in Bayern nur ein »Spitzenkandidat« ohne Amt, so doch, Edmund Stoiber zufolge, »der erste Mann der CSU in Berlin. Er sitzt mit der Kanz­lerin am Tisch und entscheidet mit über die Außenpolitik.«