Fordert auf!

Es ist ruhig geworden um den letzten linken Studenten. Sogar: sehr ruhig. Er merkt: er wird schläf­riger. Er wird tatenundurstig. Noch schlimmer: das Bäuchlein wächst. Das alles heißt: der letzte linke Student ist nicht mehr fit für die Revolution. Ja: er ist nicht einmal mehr fit für die Revolte. Das wieder­um heißt: die Revolution findet ohne ihn statt. Wenn: sie denn stattfindet.
Jetzt erschrickt der letzte linke Student. Kann er anzweifeln: dass die Revolution stattfindet? Bezweifelt er: dass die Sonne scheint? Bezweifelt er: dass man mit den Füßen auf der Erde steht? Bezweifelt er gar: dass Geld übel ist? Nein, an den Naturgesetzen zweifelt der letzte linke Student nicht. Allein: niemand macht die Revolution. Deswegen: kann auch niemand mitmachen. So einfach: ist das.
Andererseits: in Irland ist wieder Krieg. Also zumindest: ein bisschen. Und die einen: sind Polizisten. Heißt: die anderen: sind gut. Denn die Polizei ist der Staat und der Staat ist schlecht. Die Feinde des Staates hingegen: sind meine Freunde. Daher schreibt der letzte linke Student: »Es ist gut, dass die IRA in Irland wieder bombt. So kommt Irland der Revolution wieder näher. Auch wir brauchen so was hier. Wo bleibt der SDS, wo die RAF, wo die Antiimperialistischen Zellen? Auf, macht Eure Arbeit! Schießt Bullen! Damit wir die Rote Hilfe machen können.« Das schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch. Und denkt: das ist ganz schön gewagt. Andererseits: wird diese Notiz ja erst in seinem Nachlass gefunden werden. Und wird: seinen Nachruhm sichern. Seinen Nachruhm: als kühner Denker. Da lächelt der letzte linke Student. Er weiß: das Unweigerliche kommt unweigerlich. Und auch wir sollten froh sein, dass wird, was werden muss.