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Das Bild eines palästinensischen Kindes in einem Fadenkreuz und darunter die Aufschrift: »Je kleiner sie sind, desto schwieriger ist es«. Derart bedruckte T-Shirts haben israelische Soldaten während der Militäreinsatzes im Gaza-Streifen im Winter getragen. Oder auch: Eine schwangere Frau im Fadenkreuz, dazu der Text: »1 Shot 2 Kills«. Die Tageszeitung Ha’aretz veröffentlichte in der vergangenen Woche zahlreiche Unappetitlichkeiten aus der »Ope­ration Gegossenes Blei« und versetzte die israelische Gesellschaft damit in helle Aufregung.
Es sind aber weniger die T-Shirts, sondern vor allem Berichte von Soldaten, die an dem Einsatz beteiligt waren, die Erschrecken ausgelöst haben. Bei einer Konferenz in einer Armeeschule hatten am 13. Februar junge Soldaten über ihre Erlebnisse berichtet: Gezielt oder zumindest fahrlässig seien in mindestens zwei Fällen Zivilisten getötet worden. Willkürlich habe man Häuser und Wohnungen demoliert, Sprüche wie »Tod den Arabern« seien auf Wände gesprayt worden. Nicht die einzelnen beschriebenen Vorfälle machten die Sache so heikel, sondern der von den Soldaten erweckte Eindruck, viele dieser Übergriffe und auch Verbrechen seien von ihren Vorgesetzten mindestens geduldet worden. Allerdings gab es auf der Konferenz auch gegenteilige Berichte, nach denen etwa ein Offizier, sehr zum Missfallen seiner Untergebenen, angeordnet hatte, ein palästinensisches Haus, in dem sich die Soldaten eine Woche aufgehalten hatten, vor dem Verlassen gründlich aufzuräumen und sogar den Boden zu wischen.
Die israelische Armee hat Untersuchungen eingeleitet, andere haben das längst getan: eine Uno-Arbeitsgruppe, Human Rights Watch, Amnesty international. Vor allem die britische Tageszeitung The Guardian hat sich es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, der israelischen Armee Kriegsverbrechen nachzuweisen, und dazu palästinensische Augenzeugenberichte zusammengetragen. Dem von CNN zitierten Uno-Bericht zufolge sollen unter 1 440 palästinensischen Opfern des Einsatzes 431 Kinder und 114 Frauen gewesen sein. Die IDF behauptet dagegen, es habe insgesamt nur 400 zivile Opfer gegeben.