Die Propaganda der spanischen Kirche gegen Abtreibung

Gefahr für die Ordnung

Die spanische katholische Kirche kämpft gegen die Legalisierung der Abtreibung.

In Spanien ist wieder einmal eine konservative Rebellion im Gange. Der Anlass ist eine geplante Reform des Abtreibungsgesetzes, das Schwangerschaftsabbrüche derzeit nur in Ausnahmefällen erlaubt. Zukünftig wären sie bis zur 14. Woche legal, Frauen ab 16 Jahren sollen auch ohne Zustimmung der Eltern abtreiben dürfen.
Erwartungsgemäß rief dies die katholische Kirche auf den Plan, die seit dem Amtsantritt von José Luis Rodríguez Zapatero vor fünf Jahren vehement gegen dessen Liberalisierungsversuche kämpft. Homosexuellen-Ehe, »Regularisierung« von illegalisierten Migranten, Legalisierung der Abtreibung, Verbot der Verherrlichung der Franco-Diktatur – vieles, was der spanischen katholischen Kirche heilig ist, wollen ihr die Roten nehmen.
Nun protestiert der wohl älteste Männerbund der Welt mit 30 000 Plakaten und acht Millionen Broschüren gegen das Recht der Frauen, selbst über ihren Körper bestimmen zu können. Auf den Plakaten ist ein kleiner Luchs neben einem Menschenbaby zu sehen. Der Luchs ist geschützt – » … und ich?« fragt das Baby mit großen Augen und fordert »Schütze mein Leben!« Bereits im vo­rigen Jahr hatte der Vorsitzende der spanischen Bischofskonferenz, Kardinal Antonio María Rouco Varela, in Madrid vor 100 000 Katholiken vor der »Kultur des Todes« gewarnt und eine Beendigung des »Genozids« gefordert.
Während sich die katholische Kirche dem »Schutz des ungeborenen Lebens« verschreibt, ist sie auf der anderen Seite nicht ganz unschuldig daran, dass manch geborenes Leben frühzeitig beendet wird. Ein Gerichtsurteil wegen des Mordes an zwei Homosexuellen sorgte im Februar in Spanien für Empörung. Auf einer Kneipentour in der Hafenstadt Vigo hatte Jacobo Piñeiro 2006 Isaac Pérez kennen gelernt. Als sie in der gemein­samen Wohnung von Pérez und seinem brasilianischen Partner landeten, tötete Jacobo das homosexuelle Paar mit 57 Messerstichen. Dabei soll er die beiden gefesselt haben, um weiter in Ruhe auf sie einstechen zu können.
Das Gericht sprach ihn frei. Er habe aus »Notwehr« gehandelt und »verständliche Angst« gehabt, vergewaltigt und ermordet zu werden, befanden die Geschworenen. Zu den gesellschaft­lichen Verhältnissen, die den Doppelmord und den Freispruch möglich machten, hat auch die Propaganda der katholischen Kirche beigetragen, die Homosexualität als Bedrohung darstellt. Als im Jahr 2005 die Homo-Ehe eingeführt wurde, sprachen Kleriker von einer »Entmenschlichung« und einer »Gefahr für die gerechte soziale Ordnung«.