»Diesen Konsens werden wir auslöschen«

Die Tierrechtsorganisation »People for the Ethical Treatment of Animals« (Peta) darf die Kampagne »Der Holocaust auf Ihrem Teller« nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVG) auch weiterhin nicht in Deutschland betreiben. Anders als untergeordnete Gerichte erkannte das BVG jedoch in der Kampagne, in der Bilder aus den deutschen Vernichtungslagern neben solchen aus der Massentierhaltung gezeigt werden, keine Verletzung der Menschenwürde, sondern lediglich die »schwere Persönlichkeitsverletzung auch der heute lebenden Juden«. Edmund Haferbeck, wissenschaftlicher Berater von Peta, nimmt Stellung zu dem Beschluss.

Welche Bedeutung hat das Urteil für Ihre Organisation?

Aus dem Beschluss geht hervor, dass die Kampagne nur Persönlichkeitsrechte berührt. Deshalb fallen der Vorwurf der Volksverhetzung und das noch gegen uns laufende Strafverfahren ins Wasser.

Peta behauptet stets, dass die Shoa in der Kampagne nicht verharmlost werde. Ist es keine Bagatellisierung, mit Bildern aus den Vernichtungslagern Werbung zu betreiben?

Wir machen es nicht zu Werbezwecken.

Sie versuchen doch, für Ihr Anliegen zu werben.

Wir sind ein gemeinnütziger Verein und versuchen, unsere Ziele mit Aktionen voranzubringen. Die Holocaust-Kampagne war die erfolgreichste bisher, das lag sicher an den Bildern, die Assoziati­onen hervorrufen. In unserer Gesellschaft gilt immer noch: Tiere haben keine Würde. Diesen Konsens werden wir auslöschen, auch wenn es noch Jahrzehnte dauert.

Nazis zeigen z.B. im Internetportal Altermedia durchaus Sympathien für die Kampagne. Hat Ihr Verein da keine Bedenken?

Wir versuchen, gegen solche Strömungen mit Abmahnungen oder Unterlassungsklagen vorzugehen, wenn es rechtlich möglich ist. Aber um es klarzustellen: Wir bei Peta sind über jeden politischen Verdacht erhaben, antisemitisch oder gegen Juden zu sein. Ich bin z.B. Stadtrat in Schwerin für die Grünen.