World of Economic Warfare

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Computerspielindustrie sich der Wirtschaftskrise widmet. Einige Auserwählte aber mussten nicht warten, bis Titel wie »Wall Street – Escape from the Apocalypse« auf den Markt kommen. Sie durften auf Einladung des Pentagon im Warfare Analysis Laboratory der Johns Hopkins University in Laurel an einem Strategiespiel teil­nehmen. Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, fand dort Mitte März das erste ausschließlich ökonomische Manöver statt. Da nach Ansicht Dennis Blairs, des neuen US-Geheimdienstkoordinators, die Wirtschaftskrise die größte Gefahr für die nationale Sicherheit ist, lag eine solche Übung nahe. Die Spieler, überwiegend Manager von Hedge Fonds und Investmentbanken, wurden in Teams aufgeteilt, die politische Ökonomie und wirtschaftliche Kriegführung simulieren sollten.
Um auf die Ergebnisse zu kommen, braucht man allerdings nicht zwei Tage lang in einem fensterlosen Raum vor blinkenden Bildschirmen zu sitzen. China wird an Einfluss gewinnen, nicht zuletzt, weil die USA und Russland ihre Rivalität nicht überwinden können. Paul Bracken, Professor an der Yale School of Management, gewann die Erkenntnis, dass die Chinesen nicht nur die Wahl hätten, ihre gesamtes Dollarvermögen zu verschleudern oder zu behalten. Sie hätten vielmehr ein »abgestuftes Spektrum an Optionen«, könnten etwa einen Teil ihrer Dollars loswerden und den Rest behalten. Wenn es des im Warfare Analysis Laboratory versammelten ökonomischen Sachverstands bedarf, um zu so tiefschürfenden Ergebnissen zu kommen, wundert man sich, warum der Niedergang der USA nicht viel früher begann. Dennoch gab es eine interessante Erkenntniss. Das Pentagon nimmt die EU offenbar als global player im Wirtschaftskrieg nicht allzu ernst. Während China, Russland und sogar Ost­asien ein Team zugestanden wurde, musste sich das alte Europa mit der Teilhabe an der Gruppe »all others« begnügen.   js