»Die Wimperntusche teilen«

Ägypten ist erneut von einer gefährlichen Plage betroffen. Sie tritt häufig vor Banken und Reisebüros auf, vorwiegend in Kairo oder Alexandria. Die Rede ist nicht von bärtigen Anhängern des heiligen Krieges, die es mit Sprengstoffgürteln und Maschinengewehren bewaffnet auf weiche Ziele abgesehen haben. Es handelt sich um weitaus gefährlichere Individuen: Sie tragen schwarz gefärbte Ponys, Nietengürtel und viel zu enge Hosen und lauschen gottloser Musik von My Chemical Romance. Die Emos haben auch vor Ägypten nicht Halt gemacht. Dort werden sie insbesondere von konservativen und islamistischen Gruppen und der Polizei als Gefahr angesehen. »Pinky Scene« nennt sich einer dieser gefährlichen Staatsfeinde, der zu einer Stellungnahme bereit war.

Warum bist du ein Teil der Emo-Bewegung geworden?

Weil ich so Spaß haben kann und die Kleidung total cool finde. Ich erkenne mich selbst in dem Style wieder, ich fühle mich vollständig.

Hast du wegen deines Erscheinungsbilds Probleme?

Ja klar. Ich muss mir meine Haare selber schneiden, da das kein Friseur so hinbekommt. Auch meine Kleidung muss ich mir selber machen, etwa Hosen enger nähen. Meinen Kajal kauft meine Schwester für mich, und wir müssen uns die Wimperntusche teilen.

Bist du gläubig?

Ja. Doch da ich jetzt ein Emo-Kid bin, habe ich mich von meiner Religion etwas entfernt.

Ist die Emo-Bewegung in Ägypten organisiert?

Ja, es gibt regelmäßige Treffen in Alexandria und Kairo.

Gibt es Dinge an der ägyptischen Gesellschaft, die dich stören, Dinge, die du sogar ändern möchtest?

Verflixt, selbstverständlich gibt es die. Die Gesellschaft ist absolut verklemmt. Die Leute sollten sich um ihre Angelegenheiten kümmern. Die meisten Ägypter sind dumm und bewerten die Menschen wegen ihres Äußeren. Ich möchte die Gesellschaft durch meine Emotionalität zu einer besseren machen.