Zündeln mit Aladin

Ein »Gottesfeind« ist Faruk Hosni für die Muslimbruderschaft, er selbst sieht sich gern als »erbitterter Feind« Israels. Nun bewirbt sich der ägyptische Kulturminister für das Amt des Generaldirektors der Unesco. Sollte der Mann tatsächlich die internatio­nale Kulturpolitik beeinflussen, dürfte das für die israelische Kultur von Nachteil sein. Denn für Hosni hat »Israel nie einen Beitrag zur Zivilisation geleistet, zu keiner Epoche; es hat sich immer nur die Güter anderer angeeignet«. Um keine »kulturelle Normalisierung« aufkommen zu lassen, verbannte er sämtliche hebräischen Bücher aus der Bibliothek von Alexandria und bot sogar an: »Bring mir diese Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen.« Als »grundlegend offener Mensch« stritt er diese Äußerung jedoch in einem Interview mit dem jüdischen Wochenmagazin Tachles ab. Zu seiner Entlastung wies er auf seine Mitarbeit in dem Unesco-Projekt »Aladin« hin, in dem er die Geschichte der Shoah in den arabischen Ländern vermittle.
Auch in der ägyptischen Nationalversammlung weiß Hosni zu taktieren. Der Muslimbruderschaft ist er zwar zu moderat, da er die Verschleierung von Frauen als rückschrittlich kritisiert. Aber er hört auch auf die Proteste der Islamisten und lässt nachträglich Bücher zensieren, die sein Ministerium vorher als kulturell wertvoll bezeichnete. Als Kulturpolitiker, der es allen außer den ­Israelis recht machen will, ist Hosni der alleinige Kandidat für das Unesco-Amt. Italien, Frankreich und Spanien befürworten seine Kandidatur und bezeichnen ihn als einen kulturellen »Brückenbauer«. Claude Lanzmann, Bernard-Henri Lévy und Elie Wiesel sehen das anders. Sie wollen Hosnis Wahl verhindern: Er gefährde nicht nur die Ideale der Unesco. Das Amt könne vor allem nicht mit einem Mann besetzt werden, der, »wenn er das Wort Kultur hört, mit Bücherverbrennung antwortet«.