Das geplante Jüdische Museum in Köln

Ab in die Zone

Eigentlich sollte ein privater Förderverein die Kosten für das geplante Jüdische Museum in Köln tragen. Doch der kann das erforderliche Geld nicht aufbringen. Nun steht die Stadt vor einem Problem.

Es war nur ein kurzes Schreiben, das der Vorstand der Kölner »Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur« Anfang Juli dem Oberbürgermeister der Stadt, Fritz Schramma (CDU), und den Vorsitzenden der großen Fraktionen im Stadtrat zukommen ließ. Doch der Brief hatte es in sich: Die »allgemeine wirtschaftliche Situation« habe »die in Aussicht gestellten Spenden« für das geplante Jüdische Museum auf der freien Fläche vor dem Rathaus »hinfällig werden lassen«, hieß es.
Und weiter: »Um für die Beteiligten eine stabile Entscheidungsgrundlage zu schaffen, erklären wir hiermit, dass wir zu unserem großen Bedauern von der Finanzierung des Baues und dessen Betrieb als Museum Abstand nehmen müssen und das auch tun.« Der Förderverein, der eigentlich als Bauherr fungieren sollte, hat also entgegen seiner Zusage das nötige Geld nicht zusammenbekommen.
Damit steht die Stadt Köln vor einem Problem. Denn das Jüdische Museum nicht zu bauen, kann sie sich schon aus Imagegründen nicht leisten – die jüdische Gemeinde dort gilt als die älteste nördlich der Alpen; die Zeugnisse gehen bis ins Jahr 321 zurück. Die rund 20 Millionen Euro, die die Verwirklichung der Baupläne des Saarbrücker Architekturbüros Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch kosten würde, will die Stadt jedoch nicht aufbringen.

Hinzu kommt, dass diese Pläne eine Verbindung des Museums mit der »Archäologischen Zone« vorsehen. Diese Grabungsstätte, die neben den mittelalterlichen, jüdischen Bodendenkmälern auch Bauten aus der Römerzeit umfasst, ist ein wesentlicher Teil des Projekts »Regionale 2010«, einer Ausstellung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, mit der auch die Strukturentwicklung gefördert werden soll. Die Arbeiten an dieser Zone müssen spätestens im nächsten Jahr erfolgen, sonst läuft die Stadt Gefahr, die vom Land zugesagten Fördermittel in Höhe von 14 Millionen Euro – das sind rund 90 Prozent der Gesamtkosten – zu verlieren.
Zweifel an der Liquidität des Fördervereins gab es schon länger. Sein Vorsitzender, Benedikt Graf Hoensbroech, hatte zwar stets betont, die Mittel rechtzeitig aufbringen zu können. Doch spätestens nachdem der Verein mehrere Fristen für die anteilige Zahlung der Planungskosten hatte verstreichen lassen und sich schließlich auf das Argument zurückgezogen hatte, es müsse erst eine Stiftung gegründet werden, bevor man Spenden akquirieren könne, war abzusehen, dass er sein Versprechen nicht einhalten können würde.
Nun sucht die Stadt nach anderen Geldgebern für das Haus und Museum der jüdischen Kultur. Dabei hofft sie vor allem auf das Land Nordrhein-Westfalen. Erste Gespräche gab es bereits; der nordrhein-westfälische Bauminister Lutz Lienenkämper (CDU) will jedoch abwarten, »welchen Beschluss die Stadt in Sachen Jüdisches Museum nun fasst«. Danach werde man »die Möglichkeiten einer Förderung des Museums durch das Land erörtern«, sagte er.

Oberbürgermeister Schramma plädiert derweil dafür, ein kleineres und billigeres Jüdisches Museum zu bauen als bisher vorgesehen. Dafür sollen die Architekten ihre Pläne überarbeiten. Womöglich wird das Museum dann zu einem Bestandteil der »Archäologischen Zone« und nicht umgekehrt, wie ursprünglich geplant.
Dagegen regt sich allerdings Widerspruch bei den Sozialdemokraten: Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Anke Brunn, sagte: »Man sollte das Thema Jüdisches Museum als eigenständiges Projekt sehen, nicht unbedingt nur als Abteilung der Archäologischen Zone.« SPD-Fraktionschef Martin Börschel äußerte sich ähnlich: »Ich halte es für unangemessen, wenn die Präsentation des historischen, jüdischen Erbes zu einer Unterabteilung der Archäologischen Zone degradiert würde. Das schließt nicht aus, dass man etwas organisatorisch zusammenfasst, aber das Jüdische Museum braucht ein eigenes Konzept.« Im September will der Rat der Stadt Köln eine endgültige Entscheidung treffen.