»Die haben eifrig trainiert«

Die Bürgerinitiative »Freie Heide« hat gewonnen: Die Bundeswehr verzichtet auf einen Übungsplatz in Brandenburg, das so genannte Bombodrom. Doch die Luftwaffe übt weiterhin in Nordhorn (Niedersachsen) und Siegenburg (Bayern). Franz Kiermaier (CSU), der Bürgermeister von Siegenburg, gibt Auskunft.

Ist der Beschluss des Verteidigungsministeriums für Sie ein Anlass zur Freude oder zur Sorge?

Unsere große Sorge ist, dass nun wieder mehr Flüge stattfinden. Vor allem in Krisensituationen wird exorbitant geübt.

In welcher Krise haben Sie das erlebt?

Wir hätten schon vorher darauf wetten können, dass es im Kosovo losgeht. Die haben eifrig trainiert.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff setzt sich dafür ein, dass der Übungsplatz Nordhorn geschlossen wird. Erhalten Sie auch solche Unterstützung?

In Bayern steht dem ein Geschäft mit den USA entgegen: Diese haben eine große Summe in ihren Truppenstandort Grafenwöhr investiert. Die bayerische Staatsregierung will sie deshalb nicht verprellen. Die USA betreiben nämlich den Flugplatz in Siegenburg, die Bundeswehr zahlt für die Benutzung.

Erwägen Sie neue, rechtliche Schritte?

Mit dem Bombodrom-Beschluss gibt die Bundesregierung die Suche nach einer Alternative zu Siegenburg auf, vorher konnte sie sich immer herausreden. Das wäre der Ansatzpunkt für eine neue Klage.

Wie macht sich der Flugbetrieb eigentlich bemerkbar?

Man sieht und hört die Flugzeuge. Wenn sie zu tief fliegen, sieht man sogar die Piloten, obwohl der Tiefflug nur über einem Waldgebiet stattfinden dürfte. In der Anflugschleife überfliegen sie immer dicht besiedeltes Gebiet.

Werden auch Bomben abgeworfen?

Die Wehrmacht hat mit scharfer Munition geübt, man sieht noch die Bombentrichter. In der Anfangszeit der Bundeswehr wurde mit scharfen Bord-MG geschossen. Jetzt werfen sie aber nur noch ballistische Flugkörper ab, die dieselbe Flugbahn haben wie echte Bomben.