Der letzte linke Student

Zerstört den Schein!

Der letzte linke Student liest einen schwulen Kommunisten. Der schwule Kommunist ist tot. Aber: er war unbestreitbar Kommunist. Zumindest: war er bis zu seinem Todestag in der Partei. Und seine Schriften: sind sehr kommunistisch. Das ist: unbestreitbar. Dennoch: den letzten linken Studenten befallen Zweifel.
Denn: der schwule Kommunist war nicht nur Kommunist. Und schon als Kommunist: ist man sehr totalitär. Und totalitär: will man als Linker nicht sein. Als Linker aber: will man die Revolution. Und ein Kommunist: will ebenfalls die Revolution. Daher: sind Kommunisten Bündnispartner für nichttotalitäre Linke.
Ein schwuler Kommunist jedoch: ist eben nicht nur Kommunist. Denn: schwul ist er auch noch. Nun gilt: »Schwulsein und Kommunismus, das schließt sich aus. Schwule wollen Konsum und wählen grün. Schwule zerstören die wahre, die wirkliche Liebe. Schwule machen die Familie kaputt. Sie können keine Kommunisten sein. Siehe Elsässer.« So steht es im besonderen Notizbuch. Nur: was bedeutet das im Fall des schwulen Kommunisten? Wie kann der schwule Kommunist ein schwuler Kommunist gewesen sein? Stimmt etwa doch nicht, was im besonderen Notizbuch steht? Selbstverständlich stimmt, was im besonderen Notizbuch steht. Und Kommunist: Kommunist war der schwule Kommunist auch. Heißt: er kann nicht schwul gewesen sein. Vielmehr: er hat sich nur für schwul gehalten.
Der schwule Kommunist also: war hetero­sexueller Kommunist. Und folglich: nichts als gut. Denn auch wir sollten endlich begreifen, dass nicht jeder Schein ein Sein ist, und manches Sein ein Schein.