»Lieber ins Gefängnis«

»Na, was ist, Gój Motorosok? Na, was ist, ihr Faschisten? Kennt ihr euch nicht mit Geschichte aus?« Für diese Aussage wurde der ungarische Journalist Tibor Bakács kürzlich von einem Gericht zu einer Geldbuße von 150 000 Forinth (etwa 550 Euro) verurteilt, denn mit den in einer Radiosendung gefallenen Sätzen sei der Motorradclub »Gój Motorosok« (»nichtjüdische Biker«) öffentlich verleumdet worden. Tibor Bakács spricht über seinen Fall.

Warum verdienen die Gój Motorosok die Bezeichnung als ­Faschisten?

Wegen ihres Namens, ihres Verhaltens, ihrer Kleidung und ihrer Ansichten. Sie tragen Wehrmachtshelme und fordern die Errichtung von Groß-Ungarn, wie es vor dem Trianon-Vertrag existierte. Sie sind nationalistisch, hassen Zigeuner und Homosexuelle und propagieren die Überlegenheit des Christentums.

Wie hat das Gericht die Entscheidung begründet?

Dem Gericht zufolge habe ich nicht meine Meinung gesagt, sondern falsche Tatsachen verbreitet. Die Biker seien weder rassistisch noch homophob. Und ihr Nationalismus sei ein »gesunder Nationalstolz«.

Akzeptieren Sie das Urteil?

Nein, ich gehe in die nächste Instanz. Ich befürchte aber, dass das Urteil noch schlechter ausfällt, wenn der Club nachweisen kann, dass ihm finanzieller Schaden entstanden ist. Sollte ich wieder verlieren, gehe ich lieber ins Gefängnis, als das Geld zu zahlen.

Entscheiden ungarische Gerichte allgemein eher zugunsten der Rechtsextremen?

Die Gój Motorosok haben bisher 46 Prozesse gegen Personen geführt, die sie als gewalttätige Rechtsextreme bezeichnet haben. Sie haben alle gewonnen.

Steckt eine Strategie hinter dem Vorgehen des Clubs?

Ihm geht es darum, Journalisten mundtot zu machen.

Gab es Proteste gegen das Urteil?

Es gab kein Zeichen von Solidarität. Ein einziger Journalist hat die Verhandlung verfolgt. Ich habe auch keine Gewerkschaft oder Partei auf meiner Seite.