»Aus Sicht der Betroffenen ist kein Zeitdruck gegeben«

Mails kursieren mit der Empfehlung, im Adressbuch des Mobiltelefons hinter der Abkürzung »ICE« (»In Case of Emergency«) Nummern von Personen einzuspeichern, die in einem Notfall zu benachrichtigen sind. Das Weblog Feuerwehrnetz wirbt für die »nationale Lösung«: »IN« (»Im Notfall«). Jens-Peter Wilke, der Pressesprecher der Berliner Feuerwehr, hält von beiden Varianten nicht viel.

Ich habe privat eine Mail erhalten mit der Aufforderung, die Abkürzung »ICE« mit einer Notfallnummer in meinem Mobiltelefon zu speichern. Empfiehlt das auch die Feuerwehr?

Aus Sicht der Feuerwehr macht dieses Kürzel für die Benachrichtigung von Angehörigen im Notfall keinen Sinn, da die Feuerwehr selbst keine Angehörigen informiert. Das obliegt in erster Linie der Polizei, die allerdings in solchen Fällen in aller Regel nicht anruft, sondern persönlich vorbeigeht und natürlich die Personalien über den Ausweis feststellt und nicht im Handy herumsucht.

Die Empfehlung für die deutsche Abkürzung »IN« habe ich auf der Website »Im Notfall« des Feuerwehrnetzes gefunden.

Inzwischen existiert eine unübersichtliche Anzahl an Abkürzungen, so dass Einsatzkräfte ohnehin nicht alle möglichen Abkürzungen, die kursieren, durchprüfen würden.

Der Arbeiter-Samariter-Bund hat sich auch gegen die Einspeicherung im Handy ausgesprochen, empfiehlt aber einen Zettel im Geldbeutel. Das ist doch ungefähr das Gleiche.

Ja, ich muss aber auch sagen, mir ist aus meiner langjährigen Tätigkeit kein Fall bekannt, wo Angehörige nicht im angemessenen Zeitraum benachrichtigt worden wären. Für die Feuerwehr und für die Rettungsdienste steht einfach die Rettung im Vordergrund. Man muss sagen, dass aus Sicht der Betroffenen auch in aller Regel kein sehr starker Zeitdruck gegeben ist.

Das heißt, dass Ihre Leute auch gar nicht auf solche Notfallnummern hingewiesen werden?

Nein, das ist so eine Geschichte, keine Ahnung, aus welcher Ecke die herrührt. Aber seitens der Feuerwehr wird das nicht propagiert, und nach meinem Kenntnistand auch nicht von der Polizei.